Auf vier Stockwerken der Sammlung Falckenberg zeigen die Deichtorhallen Hamburg die größte jemals präsentierte Ausstellung des Werkes des amerikanischen Künstlers Raymond Pettibon (geb. 1957). Zu sehen sind mehr als siebenhundert Zeichnungen, dazu hunderte von Flyern, Plattenhüllen und Fanzines sowie Filme, Malereien und Wandzeichnungen. Die von Dr. Ulrich Loock für die Deichtorhallen kuratierte Ausstellung zeigt Raymond Pettibon als Mythologen, der die prägenden Narrative der amerikanischen Kultur von Woodstock über die Präsidentschaften bis zum Krieg gegen den Terrorismus aufgreift und unterläuft. Sein Mittel sind Zeichnungen, in denen er Bild und Text uneinheitlich miteinander verbindet. Seit Ende der 1970er Jahre dürfte er etwa 20.000 Werke geschaffen haben.
In den 1980er Jahren sind Pettibons Themen der Verfall der Hippie-Kultur, Mord und Selbstmord in der Drogenszene sowie die Repression der etablierten Gesellschaft. Hinzu kommt die Auseinandersetzung mit Familien-, Rassen- und Geschlechterbeziehungen, Religiosität und dem Krieg in Vietnam. In den frühen Zeichnungen arbeitet er mit bitteren, präzise gesetzten Pointen. Später tritt die literarische Dimension des Werkes mit Bezügen zur Dichtung des 19. Jahrhunderts in den Vordergrund, bis das Werk schließlich einen neuen Höhepunkt in großformatigen farbigen Zeichnungen findet, in denen er, desillusioniert und wütend, scharfe Kritik an der Politik von George W. Bush und dem amerikanischen Krieg im Irak übt.
Raymond Pettibon wurde 1957 geboren und zog im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Hermosa Beach, einem Vorort von Los Angeles. Während seines Wirtschaftsstudiums an UCLA zeichnete er politische Karikaturen, 1978 publizierte er einen umfangreichen Comic Strip, Captive Chains, aus dem mehrere Zeichnungen für Flyer und Plattenhüllen verwendet wurden. Seit 1986 folgten zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Institutionen in den USA und Europa. Darüber hinaus beteiligte sich Pettibon 2002 an der documenta 11 und 2007 an der Biennale Venedig. Auch erhielt er mehrere Kunstpreise in verschiedenen Ländern.