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Sammlung Art Brut


11, Av. des Bergières
1004 Lausanne
Tel.: 021 315 25 70
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Josef Hofer und der Spiegel

09.03.2012 - 13.05.2012
Die Collection de l’Art Brut präsentiert eine Ausstellung mit fünfzig Zeichnungen von Josef Hofer, die der männlichen Figur und der Sexualität gewidmet sind. Der Künstler, der 1945 geboren wurde und in Österreich lebt, gilt als eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten zehn Jahre. Dank Schenkungen der Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig, die das Künstleratelier leitet, in dem Hofer arbeitet, besitzt die Collection de l’Art Brut nun hundert Werke des Künstlers, der mit Elisabeth Telsnig an der Vernissage anwesend sein wird.
Die Collection de l’Art Brut konnte im Laufe der Jahre das Corpus der Werke von Josef Hofer erheblich erweitern, vor allem dank zahlreicher Schenkungen der Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig, die das Künstleratelier im Wohnheim Ried leitet, das Hofer jede Woche besucht. Das Museum präsentierte den Künstler bereits 2003. Die Ausstellung Josef Hofer und der Spiegel, die ausschliesslich Werke aus der Sammlung zeigt, veranschaulicht einen neuen Aspekt seiner Arbeit.
Die ausgestellten Zeichnungen beschäftigen sich mit Hofers augenblicklichem Lieblingsthema, der männlichen Figur. Bei den gezeichneten Körpern handelt es sich hauptsächlich um Akte; eigentlich sind es Selbstporträts, in deren Mittelpunkt die Sexualität steht. Dieses Sujet ist derzeit das einzige zentrale und obsessionelle Thema seiner Arbeit.
Die mit Bleistift gezeichneten Körper stehen stets in einem Rahmen, der im Laufe der Arbeit des Künstlers immer wichtiger wurde. Nachdem er bereits 2002 sporadisch und seit 2003 systematisch in Erscheinung getreten ist, nimmt er in den neuesten Arbeiten von 2011 den gesamten Raum ein und verdrängt die menschliche Figur in den Hintergrund.
Der Rahmen ist in Wirklichkeit ein Spiegel, der sich in seinem Zimmer befindet und aus dem Hofer die Anregungen für seine Kompositionen bezieht. In diesem Spiegel, der gegenüber dem Bett auf dem Boden steht, betrachtet sich der Künstler täglich mehrere Stunden lang. In der Art eines Toilettentischs mit zwei Klappflügeln versehen, erscheint dieses Fetischobjekt in seinen grafischen Arbeiten in Form eines grossen Rechtecks, das seine Figuren rahmt. Seine Konturen sind mit
zahlreichen Bleistiftstrichen und mit Hilfe eines Holzstabs gezogen, der als Lineal dient. Hofer koloriert sie stets in den gleichen Orange- und Gelbtönen. Die Form des Rahmens verändert sich allerdings je nach den Posen des in ihn gesetzten Sujets, das einem gewissen Zwang ausgesetzt zu sein scheint.
Im Allgemeinen sind die Körper angeschnitten: Kopf und untere Gliedmassen fehlen, doch hängt die Wiedergabe von der Weise ab, in der sich Hofer im Spiegel betrachtet. Aufgrund seiner bedächtigen Arbeitsweise legt er beim Zeichnen eine grosse Ausdauer an den Tag und signiert die fertigen Werke häufig mit seinem Übernamen «Pepi».

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