16.09.2012 - 09.12.2012
Kazuo Katase (geb. 1947 in Shizuoka) verließ seine japanische Heimat im Jahr 1975, um in Europa seine künstlerische Ausbildung zu vertiefen. Seitdem ist seine Kunst gekennzeichnet durch einen Dialog zwischen den künstlerischen und geistigen Traditionen Ostasiens und des Westens. Katase schafft Ensembles aus Skulptur, Licht und Fotografie, die er für Museen und ebenso für den öffentlichen Raum entwirft. So hat er 2010 auch den Eingang zur Stadt Bottrop an der Essener Straße gestaltet. Auf einer Brachfläche entstand durch wenige Eingriffe eine neue Ordnung, in der sich Architektur, Raum und Landschaft verbinden: eine Hommage an die industrielle Geschichte der Stadt, die zugleich eine Zukunftsperspektive erkennen lässt.
Mit seiner Ausstellung im Josef Albers Museum stellt Katase nun ein neues Kapitel seiner künstlerischen Entwicklung vor. Zum ersten Mal seit seiner Akademiezeit in Japan hat er sich in den vergangenen drei Jahren ausschließlich wieder der Malerei gewidmet. Dabei trägt er mit der Hand Pastellfarben auf großformatige Büttenbögen auf. Er wählt als Motiv ausschließlich eine Teeschale, wie sie aus zeremoniellen Kontexten bekannt ist. Die Schale versinnbildlicht die im Zen Buddhismus beheimatete Vorstellung der erfüllten Leere. In der vollen Gegenwart der Dinge werden sie zugleich ungreifbar, verwandeln sich in eine geistige Erscheinung.
Bedingung dieser Transformation ist die tiefe Konzentration des Schauenden. Sie ist auch der bestimmende Modus für Katases Malerei. Was sich von Gemälde zu Gemälde verändert sind allein die Farben und die Nuancen ihres Auftrags, in denen die Malerei zu ihrer eigenen Sprachkraft findet. Es ist ein Auftrag voll innerer Emphase, der sich zugleich jeder äußeren Expressivität enthält. Wir sind erinnert an die Vorstellung des Yūgen in der traditionellen japanischen Ästhetik, das die geheimnisvolle Tiefe des Kunstwerks beschreibt. Nicht zufällig ruft Katases Ausstellung auch die Malerei von Josef Albers in Erinnerung, wo die Spannung zwischen der gleich bleibenden Form des Quadrats und der persönlichen Zurückhaltung im Auftrag der Farbe eine nur der Malerei mögliche Präsenz entstehen lässt.