„Einer der interessantesten Namen in der aktuellen niederländischen Bildhauerszene ist Lotta Blokker (1980, Amsterdam)“, so Ralph Keuning, Direktor des Museum de Fundatie in Zwolle. Schon früh fand sie zu ihrer Berufung als Bildhauerin. Wesentliche Inspiration bot ihr dabei in Paris das Werk von Auguste Rodin. Im Alter von 19 Jahren ging sie nach Italien, um an der Florence Academy of Art Bildhauerei zu studieren. Dank ihres herausragenden Talents gewann sie nicht nur ein Förderstipendium, sondern übernahm noch vor Ende ihrer Regelstudienzeit ab 2001 einen Lehrauftrag für Skulptur in Vollzeit. Nach vierjähriger Lehrtätigkeit kehrte sie 2005 nach Amsterdam zurück, wo sie seither lebt und arbeitet.
Seit 2010 schmücken vier ihrer lebensgroßen Bronzearbeiten den Vorplatz des Panorama Museums. Erstmals in Deutschland wird nun eine umfassende Werkschau der Künstlerin veranstaltet. Präsentiert werden 14 weitere ganzfigurige Arbeiten aus dem Zeitraum von 2006 bis 2014, dazu eine Reihe von Porträtbüsten (2003–2010). Die Ausstellung war zuvor mit großem Erfolg im Museum de Fundatie (Zwolle / NL) zu sehen. Eine Auswahl der Exponate wird im Anschluss an die Ausstellung in Bad Frankenhausen noch im Käthe Kollwitz Museum in Berlin gezeigt werden.
Obwohl Blokker in der Tradition der großen abendländischen Bildhauerei (Donatello, Rodin, Claudel) steht und auch Einflüsse der Malerei (Lucian Freud) und des Mediums Film (Andrei Tarkowski) aufnimmt, beschreitet sie doch einen ganz eigenen Weg der Formulierung eines realistischen Menschenbildes. Ihre Bronzen wirken absolut lebensecht und besitzen eine enorme Ausdruckskraft, dabei sind es nicht die großen Gesten, die Blokker darstellt, sondern tiefe, reine Empfindungen. Ihre Figuren erlangen so ein Höchstmaß an emotionaler Wirkmacht, die den Betrachter fesselt und Empathie erzeugt.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Serie The Hour of the Wolf. „The Hour of the Wolf is the hour between night and dawn. It is the hour when most people die, when sleep is deepest, when nightmares are most real. It is the hour when the sleepless are haunted by their deepest fear, when ghosts and demons are most powerful. The Hour of the Wolf is also the hour when most children are born.” (Tagline des Films Hour of the Wolf [Vargtimmen] von Ingmar Bergman)
Die Serie umfasst neun lebensgroße Plastiken, an denen die Künstlerin insgesamt fünf Jahre gearbeitet hat. Die Idee dazu entstand noch in Florenz unter dem Eindruck eines persönlichen Umbruchs, der mit Erfahrungen von Unruhe, Trauer und auch Schlaflosigkeit verbundenen war. Doch „wo der Tag Ablenkung bringt, bietet die Nacht – gewollt oder nicht – die Möglichkeit zu sich selbst zu kommen. Die Fantasie brodelt, Ideen strömen und es kündigen sich Lösungen an“, so Blokker.