Das riesige Oeuvre Storchs, das eine Schaffensperiode von über 70 Jahren umfasst, ist zu einem Gutteil verschollen oder verbrannt. Da er jedoch regelmäßig im Westen ausgestellt und verkauft hatte und zudem mehrere Bilderkisten in letzter Minute aus Ostpreußen herausschicken konnte, sind von ihm weit mehr Werke erhalten, als man bei einem Flüchtling aus Königsberg erwarten würde.
Die in Lüneburg ausgestellten Werke Storchs stammen überwiegend aus Privatbesitz und wurden mit wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich gezeigt.
Karl Storch, der als Sohn eines Kaufmannes zunächst eine Drogistenlehre im väterlichen Geschäft absolviert und in einer großen Kieler Farbenhandlung gearbeitet hatte, studierte von 1883 bis 1892 mit Unterbrechungen an der königlichen Hochschule für die Bildenden Künste in Berlin, u. a. bei Franz Skarbina, Carl Gustav Hellqvist, Eugen Bracht und Paul Meyerheim, dessen Meisterschüler er wurde. Anschließend verdiente er seinen Lebensunterhalt in Berlin vorwiegend als Illustrator, ehe er 1898 eine Lehrerstelle an der privaten Akademie von Konrad Fehr erhielt. Dieser erfolgreiche Zeichenunterricht und die kleine Goldmedaille, die er in München 1901 erhielt, ebneten ihm den Weg an die Königsberger Kunstakademie. Sein 1904 verpflichtend eingeführter Handfertigkeitsunterricht war so wegweisend, dass seine Klasse 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel Aufsehen erregte. Die Briefe zahlreicher Schüler beweisen, dass er ein strenger, aber geschätzter Lehrer war.
Karl Storch, der sich vorwiegend als Landschaftsmaler verstand und den Berliner Impressionisten zugerechnet wird, hinterließ ein vielfältiges Gesamtwerk als Maler, Zeichner, Illustrator und Graphiker. Seine künstlerische Entwicklung verlief vollkommen gradlinig, lediglich für Einflüsse des Jugendstils und der Neuen Sachlichkeit zeigte er eine gewisse Empfänglichkeit.