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Ostpreussisches Landesmuseum


Ritterstraße 10
21335 Lüneburg
Tel.: 04131 759 95 0
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Öffnungszeiten:

Di-So 12.00-17.00 Uhr

Gutsalltag im östlichen Ostpreußen

26.11.2011 - 11.03.2012
Der Besitz der Familie Rothe im Kreis Goldap umfasste vor 1945 die Güter Samonienen (368 ha, 1938 in Reiterhof umbenannt) und Tollmingkehmen (376 ha, nach 1938 Tollmingen). Der gesamte Betrieb lag im Norden der Rominter Heide und gehörte durchaus zu den größeren Landwirtschaften in Ostpreußen. Auch wies er eine Reihe von Besonderheiten auf. Samonienen und Tollmingkehmen entstanden, als der preußische Staat 1819 seine Domänen verkaufte. 1863 wurde das Gutshaus Samonienen gebaut, das allerdings bis 1871, als der Besitz durch Erbteilung geteilt wurde, ein Vorwerk von Tollmingkehmen blieb. Erst 1906 vereinigte Dr. Otto Rothe (1856-1936) beide Güter wieder; 1920 jedoch übertrug er Samonienen seinem Sohn Karl Rothe (1891-1944) und behielt Tollmingkehmen, bis er auch dieses 1936 seinem Sohn Karl übertrug. Zwei Monate vor dem Aufbruch zur Flucht starb Karl Rothe. Bereits während des Zweiten Weltkriegs und bis zum 20.10.1944 führte Liesel Rothe geb. Stoeckel (1902-1922) den Gutsbetrieb. Neben dem Ackerbau (1932 befanden sich 458 ha unter dem Pflug) widmete sich der Doppelbetrieb Samonienen-Tollmingkehmen bevorzugt der Produktion von Rindern (Bestand 1932: 393, davon 118 Milchkühe) und Schweinen (Bestand 1932: 160 von etwa 8 bis 10 Zuchtsauen) sowie der Milchwirtschaft. Die Rinderzucht wurde nach den Regeln der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft betrieben. Der Gerätepark umfasste zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zwei Lanz Bulldog-Traktoren, zwei Raupenschlepper, zwei Dreschkästen, zwei Höhenförderer, zwei Saatreinigungsanlagen u.a. und war damit nicht auf der technischen Höhe der Zeit. Aus Tradition wurden viele Arbeiten von 14 Arbeits- und vier Stutengespannen verrichtet. Jedes Teilgut besaß eine eigene Schmiede und eine eigene Stellmacherwerkstatt. Ein bedeutender Wirtschaftszweig war die Aufzucht ostpreußischer Warmblutpferde Trakehner Abstammung. Jährlich wurden 40 bis 50 dreijährige Pferde verkauft. 1932 gehörten 152 Pferde zum Betrieb, nach 1933 waren es mehr als 200. Bereits seit Einrichtung der Landgestüte der Preußischen Gestütsverwaltung 1787 war Tollmingkehmen Deckstation des Landgestüts Insterburg, ab 1899 in Georgenburg. Bei der Olympiade 1936 errangen zwei Pferde aus der Zucht von Karl Rothe Goldmedaillen. Bereits 1932 wurde eine gutseigene Elektroanlage gebaut. Der Anschluss an das Überlandwerk erfolgte erst 1942. Eine Zentralheizung, in der Briketts verbrannt wurden, erhielt das Gutshaus Samonienen bereits 1922. Wasser wurde aus mehreren Brunnen gewonnen. Auf dem Samoniener Vorwerk Skambrack existierte im 19. Jh. eine Ziegelbrennerei, die die Ziegel zum Bau der Gutshäuser und Wirtschaftsgebäude geliefert hatte. Auch hatte es im 19. Jh. am Weg zwischen Samonienen und Tollmingkehmen eine Windmühle gegeben. Holz erhielten die Betriebe durch Natuuralientausch gegen Rüben aus den Forstämtern der Rominter Heide. Auf beiden Teilgütern lebten je 20 Deputanten mit ihren Familien, unter ihnen ein Gärtner, ein Schmied und ein Obermelker. Über 200 Menschen arbeiten für die oder lebten von den beiden Betrieben. Der Lebensstandard war demjenigen anderer Landbewohner vergleichbar.

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