31.03.2012 - 04.11.2012
Hans Schwaighofer hat ein imponierendes Lebenswerk hinterlassen. Es umfasst über fünfzig Jahre. Er war mit gleicher schöpferischer Kraft Bildhauer, Lehrer und Theatermann und hat damit die Kultur Oberammergaus und weit darüber hinaus geprägt.
Von 1933 bis 1937 besuchte er die Oberammergauer Schnitzschule und arbeitete danach in der Schnitzerwerkstatt Schauer im Dorf. Nach Krieg und Gefangenschaft in Ägypten kehrte er nach Deutschland zurück und studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Josef Henselmann Bildhauerei. Seit 1948 war er Lehrer an der Oberammergauer Schnitzschule und von 1966 bis 1984 deren Direktor.
Er war seit dem Studium in München Mitglied der Secession und zeigte seine Arbeiten regelmäßig im Haus der Kunst. Aufsehen erregte Schwaighofer dort 1959 mit einer lebensgroßen, in Holz gearbeiteten Kreuzabnahme, die ein markantes Beispiel für sein Frühwerk ist. Die farbig gefasste Gruppe zitiert mit ihrer Farbigkeit, der drastischen Gestik und Mimik einerseits die Tradition der Bayerischen Volkskunst, gleichzeitig verweist der Figurenaufbau auf die Formensprache der Romantik und Frühgotik. Mit diesen Stilelementen entwickelte Schwaighofer einen sehr persönlichen, expressiv realistischen Stil.
Seit Ende der 1980er der Jahre arbeitete er vorwiegend in Bronze. Dabei blieb er seiner individuellen Formensprache, die sich nie an den zeitgemäßen Kunstkonventionen und an den aktuellen Markttendenzen orientierte, treu.
Einen großen Teil seiner künstlerischen Schaffenskraft widmete er dem Theater. Seit den 1960er Jahren engagierte er sich leidenschaftlich für eine Erneuerung der Passionsspiele.
Carl Orff hatte auf die "passio nova" des Ettaler Benediktinerpaters Ferdinand Rosner hingewiesen und eine bühnenmäßige Erprobung des Spiels aus dem Jahr 1750 vorgeschlagen. In jahrelanger akribischer Vorarbeit erarbeitete Hans Schwaighofer mit Skizzen, Lithographien, allegorischen Masken und Kostümen sowie Bühnenmodellen die zunächst vom Gemeinderat genehmigte "Rosner-Probe". Als diese Entscheidung 1968 zurückgenommen wurde, verfolgte er den Erneuerungsversuch in Eigeninitiative weiter. 1977 wurde dann doch seitens der Gemeinde die Aufführung der “Rosner-Probe” genehmigt, danach ihre Übernahme als neues Passionsspiel trotz positiver überregionaler Kritik jedoch abgelehnt.
Die Ausstellung im Oberammergau Museum zeigt die Vielfalt der Themen, Formen und Materialien mit und in denen Hans Schwaighofer gearbeitet hat.
Von den frühen Aquarellen und Zeichnungen aus der Gefangenschaft in Ägypten, über Radierungen und Zeichnungen zur "Rosner-Probe", seine Skulpturen in Holz und Bronze, bis hin zu den großen monumentalen Werken für den öffentlichen oder kirchlichen Raum - Hans Schwaighofers Lebenswerk steht auf einer breiten künstlerischen Basis, weltläufig und heimatbezogen zugleich und immer zeitlos.