Im Rahmen der Ausstellungsreihe "Kabinett in der Galerie" zeigt das Kupferstichkabinett ab 9. August 2011 graphische Selbstbildnisse Max Beckmanns in der Neuen Nationalgalerie.
Das Kupferstichkabinett besitzt mit über 200 Werken, die häufig in verschiedenen Zuständen vorhanden sind und alle Hauptwerke enthalten, einen Großteil des 370 Titel zählenden graphischen Gesamtœuvres von Max Beckmann. Darin sind Selbstporträts und verschlüsselte Selbstdarstellungen ein zentrales Motiv.
Wie kein anderer Künstler der Moderne hat Beckmann das eigene Gesicht und die eigene Gestalt zum Gegenstand prüfender Selbstbefragung gemacht. Ob melancholisch in sich gekehrt oder mit skeptischem Blick und entschlossener Mimik, ob in heiter-tragischen Rollenspielen als Clown und Artist, ob als Lebemann, Galan oder Gauner, ob als Provokateur in herausfordernder Pose oder als stiller Beobachter des Geschehens - sein selbstbildnerisches Schaffen ist vielmehr als bloße Selbstbespiegelung.
In eindringlicher Schärfe geben Beckmanns Selbstbildnisse Momentaufnahmen seiner geistigen Haltung sowie seiner konkreten Lebensumstände, erschüttert durch die Erfahrung des Krieges, wieder. Sie spiegeln seine seelischen Höhen und Tiefen, offenbaren Selbstzweifel und Distanziertheit, stummes Entsetzen und Protest, Eitelkeit und Hochmut und auch den selbstbewussten Menschen, der seine Rolle in der Gesellschaft gefunden hat, bis hin zu Heiterkeit und Ironie. In seinen Selbstbildnissen tritt uns Max Beckmanns Menschenbild exemplarischer Selbstverantwortung am eindringlichsten entgegen.