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Foto: Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Eliza Douglas: My Gleaming Soul 2017, Christian Lauer
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Murray Gaylard: ThereÂ’s no place like home (or at least a place that resembles it)

10.05.2009 - 21.06.2009
Murray Gaylard (*1974) vereint die Medien Performance und Zeichnung In seiner jüngsten Arbeit untersucht er, was Heimat bedeutet und bis zu welchem Maß unsere eigene Identität damit verbunden ist. In einer Welt, die sich in Transitzonen, Flughafenlounges und Exilen abspielt, und in der uns mobile Kommunikation ermöglich unsere Privatsphäre in die Öffentlichkeit zu tragen, ist Heimat vielleicht nur ein psychologischer Raum, den wir mit uns tragen, zwischen dem Ort, den wir gerade verlassen dem Ort, zu dem wir gehen. Können wir unser Zuhause jemals hinter uns lassen und wie viel davon tragen wir, gleichsam als Parasiten, ständig bei uns? „Die Performancedokumentation (Untitled, 2009) handelt von dem Zustand, außerhalb des „Zuhause“, heimatlos zu sein und versucht, das Konzept von Heimat und den Grad, bis zu welchem unsere Identitäten damit verbunden sind, neu zu untersuchen. In einer Welt, die sich im permanenten Transit abspielt, in Flughafenlounges, im Exil, wo die Spuren der Immigration an jeder Straßenecke sichtbar sind und wo mobile Kommunikation es erlaubt, unser Privatleben direkt in die Öffentlichkeit zu integrieren, ist „Heimat“ vielleicht nur ein psychologischer Raum, den wir mit uns tragen, wo wir auch sind. Es scheint, als bewegten wir uns darauf zu, dauerhafte Außenseiter zu werden (oder Insider, je nach Blickpunkt). Was bedeutet es, sich „zugehörig“ zu fühlen, und wie viele von uns haben einen Ort, der ihnen dieses Gefühl gibt? Vielleicht ist die Zeit dafür vorbei in einer Welt, die sich weigert, still zu stehen. Einmal die Woche werden das Treppenhaus und die Flure des Gebäudes, in dem ich lebe, gereinigt. Die Reinigungskräfte stellen die Fußmatten aufrecht gegen die Wände, damit der Boden trocknen kann. Manchmal komme ich vor meinem Nachbarn nach Hause und lege dann sowohl meine eigene als auch seine Matte dahin zurück, wo sie hingehören; wenn er aber zuerst nach Hause kommt, legt er nur seine eigene Matte vor seine Tür und lässt meine an der Wand stehen. Ich betrachtete das in einer Art sozialem Experiment als Reaktion auf unsere sich immer weiter gegeneinander abschirmende Gesellschaft. Über fast neun Monate legte ich weiter beide Matten zurück in der Hoffnung, dass er von meinem Verhalten „lernen“ und einen Sinn für Nachbarschaftlichkeit zeigen würde. Aber nein, es half nichts. Ich wurde mir bewusst, dass, auch wenn nur 30 cm mich in meinem Badezimmer von ihm in seiner Küche trennten, ich ihn nicht dazu zwingen konnte, mich wahrzunehmen. Also nahm ich unsere Fußmatten und nähte sie zusammen, Seite an Seite, wie Nachbarn (Nachbarn, 2007). Er stellte nie in Frage, was ich getan hatte, obwohl ich einen Zettel mit der Einladung hinterlassen hatte, mich zwecks Aufklärung der Angelegenheit zu kontaktieren. Eines Tages vielleicht, Herr ...??? Wie hieß er doch gleich? Ich war schon immer fasziniert von menschlichem Verhalten. Als Kind saß ich oft auf den Steinen während andere Kinder am Strand spielten – und beobachtete. Diese Faszination begleitete mich bis in mein Erwachsenenleben, in dem ich beschloss, Sozialwissenschaften zu studieren. Ich stellte bald fest, dass die menschliche Erfahrung tatsächlich etwas Magisches, Spielerisches ist und nichts, was mit zu strenger Miene betrachtet werden sollte. Vorgeschriebene Verhaltensregeln, Ge- und Verbote, soziale und kulturelle Normen, Stereotypisierung in all ihren Formen und die Tabus, die uns davon abhalten, genau das zu tun, was wir wollen – das ist mein Vokabular und der Ausgangspunkt all meiner Arbeiten. Letztendlich ist die größte Waffe, die wir in dieser Welt der zwischenmenschlichen Beziehungen besitzen, die Fähigkeit, über uns selbst zu lachen. Was bleibt denn noch, wenn wir das verlieren? Deshalb entschuldigen Sie bitte, wenn meine Arbeit Ihnen naiv oder dämlich erscheint. Ich versuche immer noch, hinter diese ganze Menschlichkeitssache zu kommen. Ich hoffe das klappt nie.“ Murray Gaylard, *1974, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main Er ist Träger des Delbrück-Bethmann-Maffei-Preises 2008, ausgezeichnet für eine herausragende Einzelleistung.

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