13.01.2008 - 02.03.2008
Am letzten Abend wird die Installation 1000 Beats/1Beat von Pieterjan Ginckels zum Spielplatz für
mehrere belgische und Aachener DJs, die den 1Beat unter der Direktive von Pieterjan Ginckels bzw.
nononoise ungeahnte und ungewöhnliche Soundfacetten entlocken, bevor die Installation sich wieder
auflöst.
Im Anschluss daran widmet sich Pieterjan Ginckels in einer Publikumsdiskussion nie gestellten Fragen.
Präsentiert wird außerdem die Fortsetzung der 2007 begonnenen NAK Katalogreihe – die Publikation zur
Ausstellung enthält ein ausführliches Interview von Tom Nys mit den Protagonisten des 1Beat-Projekts,
einen Text von Melanie Bono und zahlreiche Abbildungen zur gesamten Ausstellung.
Pieterjan Ginckels
Dt./Eng., 48 S. Hrsg. NAK, Aachen 2008
Pieterjan Ginckels (*1982 in Tienen, Belgien) lebt und arbeitet in Brüssel. Der NAK hat ihn zu seiner ersten großen Einzelausstellung eingeladen, um sein künstlerisches Schaffen einem größeren Publikum vorzustellen.
Pieterjan Ginckels, der auch unter dem Pseudonym nononoise als experimenteller DJ und Musikproduzent aktiv ist, arbeitet in sehr unterschiedlichen Medien, mit Zeichnung, Skulptur, Video, Performance und Musik. Das tägliche Leben einer modernen, technikaffinen und von Populärkultur geprägten Generation ist der Ausgangspunkt seiner Arbeiten. Innerhalb dieser Bandbreite ist Pieterjan Ginckels besonders an zwei Aspekten interessiert: Einerseits an den Strukturen und Funktionsweisen, die den kulturellen Austausch in populären Subkulturen definiert und die Ginckels als eine konsequente Ablehnung der kommerziellen Brauchbarkeit betrachtet und andererseits an der nostalgisch motivierten Beobachtung technischen Medialität, deren rigorose wissenschaftlich-funktionelle Logik Ginckels dazu provoziert, innerhalb der Möglichkeiten von Kunst einzugreifen und diese in eine neue Relation zum Menschen zu setzen.
Speziell für die Ausstellung im NAK hat Pieterjan Ginckels zwei raumfüllende Installationen konzipiert, die unterschiedliche Facetten seines vielgestaltigen Werks zeigen. Im unteren Ausstellungsraum wird die Arbeit Powerstation zu sehen sein. Powerstation ist ein Raum-im-Raum, der sich aus einfachen Holzlatten und Pappkartons konstruiert ist und der den Ausstellungsraum des NAK auf nicht nachvollziehbare weise mit Elektrizität versorgt. Im Inneren hohl, wirft die Installation Fragen nach der Herkunft der immateriellen Energieströme auf, die niemals sichtbar, aber von unleugbarem Einfluss auf unser Leben sind.
Mit der Arbeit 1000 Beats/1 Beat kombiniert Ginckels im oberen Ausstellungsraum ein visuelles und auditives Erleben, in dem Wunsch, die Welt der Kunst mit jener der populären Musik zu verbinden. Dabei greift er deren Organisation auf, ihre Funktionsweisen und die verbindende Wirkung, die die Vorliebe für den gleichen Musikstil hat.
Für 1000 Beats/1Beat wird eine Anzahl von Schallplattenspieler benötigt, die von Leuten ausgeliehen werden, die sich dem Kunstverein oder dem Künstler verbunden fühlen. Mehrere Schallplattenspieler werden an ein gemeinsames Mischpult und gemeinsame Lautsprecher angeschlossen. Auf jedem Plattenspieler wird ein ‚BeatÂ’ gespielt, also ein einziges Tonsignal, das der international erfolgreiche DJ Cristian Vogel als Endlosrille entworfen hat und dessen Cover von der norwegischen Designergruppe grandpeople entworfen wurde. Während Pieterjan Ginckels die Schallplatte als „Fan“ zum Anlass genommen hat, mit seinen Idolen zusammenzuarbeiten, wird die Schallplatte selbst zu einer Art Skulptur. Indem die Platte auf mehreren Spielern gespielt wird und die einzelnen Tonsignale zusammen einen Rhythmus ergeben, kann dieser Prozess auch als ‚plastischeÂ’ Gestaltung verstanden werden, der zugleich die Beziehungsnetzwerke des NAK als Installation und Sound darstellt. Durch die Leihgeber, die alle zusammen einen „Beat“, also die Schallplatte mit dem Plattenspieler mit nach Hause nehmen dürfen, verteilt sich dieser Sound auf der ganzen Welt.
Durch die Ausstellung mit Pieterjan Ginckels möchte der NAK die aktuellsten Tendenzen der zeitgenössischen Kunst einem breiteren Publikum präsentieren, die auf Interaktion und Verbindungen zwischen populärer Kultur und Bildender Kunst basieren. Das Schaffen von Pieterjan Ginckels ist deswegen so bemerkenswert, weil er bisher ein vielfältiges und vielgestaltiges Werk geschaffen hat, das ein großes Innovationspotential jenseits festgelegter Mediengrenzen aufweist.