26.09.2010 - 14.11.2010
Der norwegische Künstler Matias Faldbakken zeigt im NAK. Neuen Aachener Kunstverein die Ausstellung WAR AFTER PEACE (AFTER WAR). Faldbakkens provokative Kunst bricht mit gesellschaftlichen Konventionen und formuliert eine radikale Anti-Haltung gegenüber herrschender Populärkultur. Der Titel der Ausstellung verweist auf das aggressive und konfrontative Potential der gezeigten Arbeiten. Faldbakkens konzeptuelle Strategien machen Medien der Populärkultur wie Magazine und Filme zum Mittel von Rebellion, Negation und Nihilismus. Das Paradoxon von Kriegen, die nur begonnen werden, um Frieden zu stiften, überführt Faldbakken mit dem Ausstellungstitel WAR AFTER PEACE (AFTER WAR) in einen zyklischen Kurzschluss. Auf jeden Frieden folgt Krieg, auf jeden Krieg Frieden. Diese scheinbar lapidare Feststellung enthüllt ein dauerhaft latent schwelendes Aggressionspotential.
Matias Faldbakkens Arbeiten legen dieses Aggressionspotential mit konfrontativen Gesten, Irritationen und Sackgassen offen. Faldbakken nutzt die Strategie der Potenzierung als destruktive Methode. Das gleiche Wort wird so oft an die Wand gesprüht, bis es nicht mehr lesbar ist, Zeitungsseiten werden so oft gescannt, bis ihr Inhalt nicht mehr erkennbar ist, Kinofilme werden übereinander projiziert, bis das Gezeigte unkenntlich wird. Die Wiederholung des Bildes und die Überlagerung der Bildebenen führt in eine sich selbst zerstörende Serialität. Faldbakken sucht in der totalen Verneinung die absolute Freiheit: „Both my art practice and my writing have been about negation and negativistic strategies: hate misanthropy and so on. [Â…] I guess my use of the word negation is partly an expressive formulation of a worldview based on disappointment, and partly a way of believing in maintaining potentiality through a negativistic approach.“, so Faldbakken im Mousse Magazine 2009. Er flüchtet dafür nicht in (ästhetische) Gegenwelten, sondern potenziert das Vorhandene bis zur Unkenntlichkeit. Die Übersteigerung ist Strategie der Negation, die nihilistische Züge aufweist. So besteht die für den NAK produzierte vierte Ausgabe von der Zeitung See You On The Frontpage Of The Last Newspaper Those Mothersfuckers Ever Print nur noch aus den leeren Gitternetzlinien der Textspalten.
Matias Faldbakken (geboren 1973) lebt und arbeitet in Oslo, Norwegen. Seine letzten Ausstellungen umfassen unter anderem 2010 You think you go but you gonÂ’t, Objectif (Antwerpen), 2009 Shocked Into Abstraction, Ikon Gallery (Birmingham), The National Museum of Art, Design and Architecture (Oslo) und Reena Spaulings Fine Art (New York) sowie Extreme Siesta, Kunst Halle St. Gallen (Sankt Gallen). 2005 vertrat Faldbakken Norwegen auf der 51. Biennale von Venedig. Er hat außerdem als Autor durch seine Romantriologie The Cocka Hola Company (auf Deutsch 2005, Blumenbar-Verlag), Macht und Rebel (auf Deutsch 2005) und Unfun (auf Deutsch 2009) internationale Bekanntheit erlangt.