12.06.2010 - 12.12.2010
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museumsverbund Pankow und dem Sonntags-Club e.V. Sie wurde von einer Projektgruppe des Sonntags-Clubs unter Leitung des Berliner Historikers Dr. Jens Dobler erarbeitet und präsentiert hundert Jahre quere Geschichte im heutigen Bezirk Berlin-Pankow, der vormals aus den Einzelbezirken Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow bestand.
Gezeigt wird die Geschichte der Lesben und Schwulen, der Bisexuellen, und transidenten Menschen. Es ist die Geschichte einer verfolgten, unterdrückten und verschwiegenen Minderheit, die sich durch die Kaiserzeit, Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und die DDR zieht. Es ist eine Geschichte des Kampfes, des Widerstandes, der Kreativität, der Unangepasstheit, des Mutes und der Lebensfreude.
Besonders in Prenzlauer Berg war die Bevölkerung mit Studierenden, KünstlerInnen, politisch Unangepassten und kritischen Sozialisten durchmischt. Hier entwickelte sich ein Milieu für Experimente und Freiräume, Bürgerinitiativen, Friedens- und Umweltgruppen, die schließlich wesentlichen Anteil an der Friedlichen Revolution 1989 hatten. Prenzlauer Berg war ein schwer regierbares Terrain und hatte eine überregionale Bedeutung nicht nur für Ost-Berlin, sondern für die DDR generell.
In diesem Bezirk gründete sich 1973 eine Organisation für Lesben und Schwule und entfaltete Aktivitäten zur Emanzipation und gesellschaftlichen Gleichstellung. Der Staat reagierte zunächst mit Bespitzelung, Einschüchterung, Unterdrückung der Aktivitäten und Verboten.
In der Folge organisierte sich ein Teil der Aktiven zu Beginn der achtziger Jahre im Rahmen der Opposition innerhalb der Kirche. Der andere Teil versuchte als „Sonntags-Club“ im Rahmen der Möglichkeiten Aufklärungsarbeit bei Behörden und Institutionen zu leisten. Beide Richtungen führten zu bescheidenen Erfolgen. Gegen die ablehnende Haltung der SED konnten erste Bücher und Aufklärungsmaterialien gedruckt und schließlich der Film „Coming Out“ von Heiner Carow gedreht werden. Er hatte am 9. November 1989 Premiere. Insofern stellt dieses Datum für die Lesben- und Schwulenbewegung der DDR ein besonderes Jubiläum dar: Die Filmpremiere als vorläufigen Höhepunkt jahrelanger bürgerrechtlicher Arbeit und gleichzeitig die Öffnung der Grenze!
Die Ausstellung stellt Menschen in den Vordergrund, die mutig waren und sich nicht unterkriegen ließen. Aber auch Menschen, die Opfer wurden, besonders zur Zeit des Nationalsozialismus.
In Erlebnisräumen werden Themen wie Kontaktmöglichkeiten, Kneipen und Geselligkeiten, Untergrund, Kunst und Musik gezeigt. Die Ausstellung lädt zum Verweilen, Vertiefen, zum Staunen und Wundern, kurz zum Verzaubern ein.