05.06.2008 - 14.09.2008
„Man soll auf unseren Ausstellungen Kunst sehen und jedes Talent, ob älterer oder neuerer Richtung, dessen Werke München zur Ehre gereichen, soll seine Blüte reich entfalten können.“
In dieser Forderung des 1892 formulierten Memorandums der Münchner Secession zeigte der Zusammenschluss junger Künstler seinen kunstpolitischen Anspruch: die Abkehr von veralteten Kunstprinzipien und konservativer Kunstauffassung. Für Max Liebermann war die Secession nichts weniger als „eine Weltanschauung!“. Am 15. Juli 1893 öffnete die erste Ausstellung der Münchner Secession ihre Pforten in einem neuen Gebäude an der Ecke Piloty-/ und Prinzregentenstraße.
Das Phänomen der Münchner Secession stand am Beginn einer umgreifenden und internationalen Künstlerbewegung, deren Ideen, Neuerungen und Wirkungen bald in ganz Europa zu spüren waren.
Anlässlich der 850-Jahr-Feier der Landeshauptstadt München zeigt das Museum Villa Stuck vom 5. Juni bis 14. September 2008 das bisher umfangreichste Ausstellungsprojekt zur Münchner Secession. Mehr als 100 Gemälde und zahlreiche Statuetten veranschaulichen im Museum Villa Stuck Komplexität und Vielfalt der Münchner Secession: Die Gründungsmitglieder, unter ihnen Bruno Piglhein, Hugo von Habermann, Fritz von Uhde und Franz von Stuck bereiteten mit ihrem Entschluss, neue Wege jenseits des damals etablierten Kunstbetriebes zu gehen, die künstlerische Moderne in ihren verschiedenen Facetten vor.
Den Auftakt bilden ausgewählte Werke der ersten Secessionsausstellung, gefolgt von Gemälden, die den Stilpluralismus innerhalb der Münchner Secession veranschaulichen. Verbindend war der Wunsch der Secessionisten nach neuen Strukturen und Inhalten: Von den Ausläufern der Gründerzeit und impressionistischen Tendenzen bis hin zu Spielarten des Jugendstils finden sich Belege für den selbstgewählten Ruf nach „Eliteausstellungen". Große Sektionen zu Prä-Symbolismus und Symbolismus mit Hauptwerken von Thomas Theodor Heine, Gabriel Max oder Fernand Khnopff werden in der Ausstellung ebenso präsentiert wie Impuls gebende Künstlerbewegungen aus dem Ausland. So prägten etwa die „Glasgow Boys“, die „Haager Schule“ und Künstler der „École de Barbizon“ durch ihre Präsenz in München die Bestrebungen der Secession nachhaltig, ein neues, international ausgerichtetes Klima für die Kunst zu schaffen.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache. Hier werden die einzelnen Stilrichtungen innerhalb der Secession im Detail beschrieben.
Die kunstpolitische Motivation, die hinter der Gründung der Secession stand, erläutert ein Vergleich mit der Münchner Künstlergenossenschaft. Weitere Texte beschäftigen sich mit der Rolle Georg Hirths und der Münchner Neuesten Nachrichten bei der Gründung der Münchner Secession sowie mit der besonderen Stellung Franz von Stucks in der Künstlerbewegung. Dieser war einer der am häufigsten vertretenen Künstler, maßgeblich verantwortlich für Erscheinungsbild und Ausstellungsgestaltung. Ein Vergleich der Secessionen in München, Berlin und Wien stellt die drei Bewegungen in einen Kontext und arbeitet die Spezifika der Münchner Secession heraus.
Nach dem Auftakt der Ausstellung im Museum Villa Stuck in München wird die Münchner Secession auch in der Max-Slevogt-Galerie auf Schloß Villa Ludwigshöhe in Edenkoben zu sehen sein, dort von 30. September bis 30. November 2008. Anschließend zeigt das Frye Art Museum in Seattle Auswahl aus der Ausstellungen in Kombination mit den eigenen Beständen an Münchner Malerie (1. Februar bis 26. April 2009). Fast zeitgleich, vom 30. Mai bis 31. August, zeigt das Haus der Kunst in der Ausstellung „Die Kraftprobe – 200 Jahre Kunstakademie München“ Gemälde von Lehrern und Studenten der Münchner Akademie.