31.03.2012 - 06.01.2013
100 Jahre Stadtgeschichte Starnbergs: Anschaulicher und lebendiger als anhand von trockenen Fakten und Zahlen wird das historische Geschehen, verfolgt man es an Personen und deren Schicksal.
Vorgestellt werden aus der langen Zeit von Regenten, Königen, Revolutionären, Diktatoren und Demokraten namhafte Künstler aus der Bildenden und Darstellenden Kunst, aus Literatur und Musik und interessante Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Wissenschaft sowie Menschen „wie du und ich“, die hier leben, lebten oder litten. Sie alle sind, bis hin zur heutigen Jugend, die das Gesicht Starnbergs in der Zukunft prägen wird, Charaktere, deren Denken, Fühlen und Handeln diese Stadt in der Vergangenheit veränderte und in der Gegenwart gestaltet. Individuen, die den Wandel der Zeit persönlich verkörpern.
Den Anfang macht der Unterzeichner der Stadtgründungsurkunde, Prinzregent Luitpold. In seiner, der „Prinzregentenzeit“ blüht die Kunst oder wie Thomas Mann es ausdrückt „München leuchtete“ - und Starnberg leuchtet ein bisschen mit: Kunstsinnige, reiche Münchner Großbürger bauen sich prachtvolle Villen in der Stadt und Starnberger Honoratioren sammeln Kunst und Kulturgüter für ein neues Museum, das am 9. Juli 1914 von König Ludwig III. eröffnet wird. Vier Jahre später, am Ende des Ersten Weltkriegs, haben der Kaiser im Reich und der König in Bayern Volk, Land und Krone verloren.
Mit der Novemberrevolution 1918 erkämpfen die Arbeiter die Ausrufung der Republik. Nach der Ermordung des ersten Ministerpräsidenten Bayerns, Kurt Eisner, lässt die Bayrische Regierung die Münchner und Starnberger Räterepublik blutig niederschlagen. In den „Goldenen Zwanziger Jahren“ bis zur Weltwirtschaftskrise erstarken die „vaterländischen“, „völkischen“ und antisemitischen Kräfte und nach dem Hitlerputsch terrorisieren die Nationalsozialisten offen ihnen missliebige Bürger.
1932 und 1933 werden die neuen Herren in den Braunhemden von der Mehrheit freiwillig gewählt, da bleibt für manch einen nur der Gang ins Exil.
Seit dem 9. März 1933 ist Ritter von Epp Reichsstatthalter in Bayern, tatsächlich aber regieren Gauleiter Adolf Wagner und Stabschef Ernst Röhm mit seinen SA-Kommissaren und bedrohen Kommunisten, Sozialisten und bislang geschätzte jüdische Mitbürger. Nach der Reichskristallnacht 1938 können manche nur noch das nackte Leben retten. Erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, aus dem nicht wenige niemals heimkehren, regt sich im Verborgenen einzelner Widerstand, denn alle fürchten sich vor Heinrich Himmlers KZ in Dachau, nur die Täter nicht.
Am 27. April 1945 zieht ein Todeszug von knapp 7000 Häftlingen aus dem KZ Dachau über Leutstetten durch Starnberg und Percha nach Wolfratshausen. Ihm folgt die 17. SS-Panzergrenadier-Division "Götz von Berlichingen" auf ihrem Rückzug und am 30. April 1945 marschieren die Amerikaner ein. Die einen erleben dies als Befreiung, für viele beginnen ab 1946 die Entnazifizierungsverfahren. Den Alltag der Bürger aber beherrschen ab dem Hungerwinter 1946/47 bis zur Währungsreform am 20. Juni 1948 Schwarzmarkt, Hamsterkäufe und „Zigarettenwährung“.
Die Alliierten setzen bald auf Umerziehung und auf die Schaffung demokratischer Strukturen von unten. Nach 1949 regen sich die Vereine, ein städtischer Abriss- und Neubauboom setzt ein und Heimatschnulzen sorgen für ein bisschen Glamour in der Nachkriegszeit. In der wieder heilen Welt des Wirtschaftswunders siedeln sich Prominente in Starnberg an, und still prominente Bürger zeigen ohne viel Aufhebens soziales Engagement oder glänzen in der Wissenschaft.
In den Zeiten des „Kalten Krieges“, des Vietnamkrieges und des Wettrüstens zwischen den Supermächten führt die wachsende Sorge um den Weltfrieden zur Gründung eines Max-Planck-Institutes zur Friedensforschung. Den Protest gegen das Establishment verkörpert ein bekannter Provokateur, Utopist und Schrecken der Bürger und eine kurze Zeit gibt es sogar ein Starnberger Künstlerlokal. In diesem bodenständig-weltoffenen Klima blühen Kultur, Handwerk und Wissenschaft auf.
Leichtigkeit und neue Kulturfreudigkeit setzen sich auch in den Zeiten der weltweiten Entspannung fort, vor allem Musik und Sport liegen in Starnberg in der Luft und natürlich am und auf dem Wasser. In seiner Mischung aus alteingesessenen Betrieben, engagierten Bürgern, weitblickenden Stadtlenkern und einer motivierten, erfolg- und aussichtsreichen Jugend ist das 100-jährige Starnberg im Jahr 2012 ein höchst lebendiges und bezauberndes Gebilde.
Aus der dem Anlass entsprechenden Beschränkung der „Köpfe“ auf Einhundert ergibt sich, dass keine Vollständigkeit aller im Verlauf der oben skizzierten 100 Jahre „wichtigen Starnberger“ angestrebt werden konnte. Die Gezeigten stehen vielmehr in acht „Zeitinseln“ stellvertretend für die „Vielgestalt“ Starnbergs und für viele andere nicht Gezeigte mit dem gleichen „Anspruch“ auf Erwähnung. Die Auswahl und ihre Darstellung im Einzelnen spiegelt die Sichtweise der Bearbeiter wider.