„DV sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden. Was diser heute baut / reist jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn / wird eine Wisen seyn / Auff der ein Schäfers-Kind wird spilen mit den Herden: Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein / Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein.“ – Andreas Gryphius: Es ist alles Eitel
Das Stillleben führt im 16. und 17. Jahrhundert dem Betrachter die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen. Symbole der vergehenden Zeit, der vergänglichen Schönheit und des Verfalls bestimmten das Bildprogramm der Gemälde. Die Ausstellung „Still bewegt“ im Museum Sinclair-Haus zeigt, wie diese „Still-Leben“ in der zeitgenössischen Videokunst in Bewegung gesetzt werden. Auf unterschiedlichste Art und Weise greifen die Künstler den Symbolgehalt des Genres im Medium „Film“ auf und entwickeln das Stillleben weiter. Im Nebeneinander mit Werken der Alten Meister wird die zeit- und medienübergreifende Bedeutung des Sujets gegenwärtig. Erstmals zeigt „Still bewegt“ mit 21 Videoarbeiten von 9 zeitgenössischen Künstlern einen repräsentativen Überblick der „neuen“ Stillleben, die in den letzten Jahren seit 2000 geschaffen wurden.
Während die Alten Meister mit malerischen Mitteln die vergehende Zeit in einem Bild festhielten, werden in den Filmen in einer Vielzahl aneinandergereihter Bilder, Zeitläufe der Vergänglichkeit aufgezeigt. Zwischen den nahezu 400 Jahre alten Stillleben-Gemälden und den zeitgenössischen Filmen öffnet sich durch dieses Zusammenspiel im Museum Sinclair-Haus ein besonderer „Zeit-Raum“, in dem die grundlegenden Fragen nach dem Verhältnis des Menschen zur vergehenden Lebenszeit gestellt werden.