In der Ausstellung HIMMELWÄRTS zeigt das Museum Sinclair-Haus zeitgenössische Werke, die sich den Raum über den Wolken auf unterschiedlichste Art und Weise erschließen. Der ganze thematische Kosmos zwischen Erde und Unendlichkeit, zwischen Gravitation und Schwerelosigkeit wird in Gemälden und Zeichnungen sowie in Fotografien, bewegten Rauminstallationen und Videoarbeiten zu sehen sein. In einer Zeit, in der wir diesen Welt-Raum ganz selbstverständlich erobern und nutzen, blicken auch die Künstler in diese kaum fassbare Sphäre. Der menschliche Konflikt zwischen „Bodenhaftung“ einerseits und der Sehnsucht nach dem „Immer weiter und höher“ anderseits wurde bereits von Platon in seinem Bericht über Thales von Milet thematisiert. Diese Spannung spielt auch in der künstlerischen Auseinandersetzung eine entscheidende Rolle.
„Es wird erzählt, dass Thales, als er astronomische Beobachtungen anstellte und dabei nach oben blickte, in einen Brunnen gefallen sei und dass eine witzige, reizende Magd ihn verspottet habe: Er strenge sich an, die Dinge im Himmel zu erkennen, von dem aber, was ihm vor Augen und vor den Füssen liege, habe er keine Ahnung.“
Platon „Thales von Milet“
Letztlich gilt der Blick ins Weltall oft genug der Suche nach sich selbst, nach der eigenen Verortung im „großen Ganzen“. Denn der Wunsch, den Makrokosmos zu verstehen, birgt auch die Hoffnung unsere eigene Welt besser fassen zu können. Die Kunstwerke dieser Ausstellung vereint, dass es sich dabei stets um fragmentarische Annäherungen an die unendliche Weite des Kosmos handelt. Sie eröffnen dem Betrachter assoziative Räume, die mehr oder weniger direkt mit dem wissenschaftlichen Bild-Repertoire spielen, das uns nahezu alltäglich präsentiert wird. So sind in der Ausstellung sowohl bildhafte Spuren der ersten Mondlandung 1969 zu entdecken, aber auch malerische Reaktionen auf die atemberaubenden Aufnahmen des Hubble-Teleskopes. Auch Naturphänomene wie eine Sonnenfinsternis – medial inzwischen massenwirksam begleitet und vermarktet – inspirieren die Künstler: Wenn der Mond die Sonne verschattet, werden Naturgewalten spürbar, die dem Menschen die eigene Statistenrolle sinnbildlich vor Augen führen – beim Kräftemessen zwischen Licht und Dunkelheit bleibt er nur Zuschauer.