Die neue Präsentation der Sammlung Marli Hoppe-Ritter gibt mit zahlreichen Neuerwerbungen einen Überblick über die unterschiedlichen Facetten der konstruktiven und konkreten Malerei in den Anfangsjahren der Abstraktion und verfolgt exemplarisch ihre Weiterentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute. Die Auswahl beginnt mit dem Jahr 1915 und umfasst rund 70 Arbeiten. Das Ringen der frühen Avantgardeströmungen um eine elementare Kunst äußerte sich auf verschiedene Art und Weise: Einige entwickelten eine zeichenhafte, zum Teil lyrische Umsetzung der Gegenstandswelt und orientierten sich an den klassischen Motiven wie Figur oder Landschaft; andere hingegen strebten mit reiner Farbe, Form und Struktur nach einer objektiven Bildsprache, die nicht nur auf Malerei, sondern auch auf Architektur, Bildhauerei und Kunstgewerbe Anwendung finden sollte. Insbesondere nach 1918 forcierten die Avantgarden die internationale Vernetzung und tauschten ihre Ideen in Ausstellungen, Zeitschriften und Kunstschulen aus. So sind in der Sammlungspräsentation die holländische De Stijl-Bewegung, die russischen und osteuropäischen Konstruktivisten, die französischen und italienischen Abstrakten, das Bauhaus sowie die abstrakten hannover vertreten.
Unter diesen Voraussetzungen befasste sich die Malerei dann ab den 1950er Jahren mit neuen bildnerischen Fragen, die häufig die großformatige Leinwand beanspruchten: Das Interesse gilt nun zum Beispiel den Möglichkeiten, die Leinwandoberfläche visuell zu verlebendigen; man setzt sich mit einer systematischen Bildkonstruktion aufgrund computergesteuerter Verfahren auseinander, oder das Bild erhält durch die geformte Leinwand einen neuen Objektcharakter.