Die Ausstellung Den Krieg humanisieren? lädt ein zu einer Entdeckung des IKRK und unternimmt in einem weiteren Sinn eine Reflexion über die gleichzeitige Entwicklung der Natur der Konflikte und der Interventionsbedingungen der Organisation. Dabei steht die menschliche Dimension im Mittelpunkt, bedingt durch die besonderen Emotionen, die von Fotografien, Filmausschnitten und anderen Zeugnissen (Archive, Objekte, Tondokumente usw.) ausgelöst werden. Die Ausstellung führt den Besuche rn die kriegführende Menschheit vor Augen und lässt die Komplexität der humanitären Anliegen der letzten 150 Jahre erkennen.
Anlässlich der Jubiläen der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in 1863 und dem 1864 unterzeichneten ersten Genfer Abkommen veranstalten die Musées d’art et d’histoire eine umfangreiche Ausstellung über die Geschichte dieser humanitären Organisation und die mit ihrer Entwicklung verknüpften aktuellen Probleme. Eine Geschichte, in der sich die gleichzeitigen Veränderungen der Natur der Konflikte und Gewalttät igkeiten spiegeln.
Im Mittelpunkt der Ausstellung und ihres Parcours stehen Stellvertreter dieser kriegführenden Menschheit: Kriegsmächte, Opfer und IKRK-Helfer. Diese symbolischen Figuren bilden keine exakte Realität ab. Kriegführende können Soldaten, Gefängnisleiter, Staatschefs oder Offiziere sein... Stets sind sie es, die Gewalt und potenzielle Unterdrückung ausüben, die zulassen oder nicht, dass das IKRK seinen Auftrag erfüllen kann. Das Opfer kann ein verwundeter Soldat oder ein Gefangener sein, ein Bürger oder der Verwandte eines Vermissten. Es weiss, was leiden heisst. Die IKRK-Helfer, Männer und Frauen, sind schliesslich all jene, die zwischen Kriegführenden und Opfern ihre humanitäre Mission auszuüben suchen. Sie können Gründer, Deleg ierte, Sanitäter oder Logistiker sein. Sie sind Akteure und Beobachter zugleich.
Diese drei Figuren agieren miteinander in einer unaufhörlichen Abfolge von Handlungen, die dazu führen kann, dass ihr Status nicht mehr klar zu erkennen ist. So bilden sie Modelle, die je nach Zeiten und Situationen Identität und Gesicht wechseln. Individuen lösen einander ab in den drei Rollen. Ihr Schicksal ergänzt die Entwicklung der Aktivitäten des IKRK.
Diese individuellen Lebensläufe veranschaulichen, liefern Beispiele und bilden vor allem die eigentliche Materie der Ausstellung. Jedes Zeugnis, jeder Film, jedes Bild fördert die Erkenntnis, dass das IKRK nichts Anderes ist als die Vereinigung zahlloser Lebensläufe, die alle der erbitterten Gewalt der Konflikte ausgesetzt sind.