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Museum Rath


Place Neuve
1204 Genf
Tel.: 022 418 33 40
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Gustave Courbet: Die Schweizer Jahre

05.09.2014 - 04.01.2015

Die letzten Jahre, die Gustave Courbet vom 23. Juli 1873 bis zum 31. Dezember 1877, seinem Todestag, in der Schweiz verbrachte, wurden von der Kunstgeschichtsforschung vernachlässigt. Dennoch blieb Courbet weiterhin Courbet: ein aktiver Künstler, der malte, alte oder neue Werke ausstellte, mit seinen Kollegen zusammentraf und sich für das künstlerische und politische Leben seiner Wahlheimat interessierte. Die Ausstellung hat sich zum Ziel gesetzt, diese Phase seines Lebens zu beleuchten und ihren Platz in der Karriere des Malers neu zu bewerten. Darüber hinaus wird dem Publikum zum ersten Mal das Alpenpanorama präsentiert, das vom Musée d’art et d’histoire im Mai 2014 erworben werden konnte. Die Ausstellung ist Teil der «Saison Courbet», die von der Fondation Beyeler in Riehen (BS) und vom Musée d’art et d’histoire Genf gemeinsam veranstaltet wird.
Lange war man der Meinung, dass Gustave Courbet, von der Krankheit gezeichnet und durch den Prozess der Vendômesäule und sein Exil hart getroffen, während seiner Schweizer Jahre nicht mehr der grosse Maler war, der die französische und europäische Malerei seit dem Ende der 1840er-Jahre revolutioniert hatte. So schreibt Emile Zola 1875: «Für Courbet, der die unverzeihliche Dummheit beging, sich in einer Revolte zu kompromittieren, in die sich einzumischen er keinen Grund hatte, sieht es so aus, als existiere er nicht mehr; er lebt irgendwo in der Schweiz und hat bereits seit drei Jahr en nichts Neues mehr geschaffen.» Ein Jahr später meint er: «Courbet, betagt, wie ein Aussätziger verjagt, [...] gehört nun zu den Toten [...].» Diese Einschätzungen über den Maler, der am 31. Dezember 1877 in La Tour-de-Peilz starb, waren seinerzeit weit verbreitet und beherrschen auch heute noch die Kunstgeschichtsschreibung. Die letzten fünf Jahre, die Courbet in der Schweiz verbrachte, wohin er im Juli 1873 geflohen war, um den Folgen der Kommune und der Affäre der Vendômesäule zu entgehen, beschränken sich in der Regel auf ein paar wenige Werke in den ihm gewidmeten Ausstellungen, auf einzelne kurze Absätze in den Monografien und auf die stets gleichen Kommentare über seinen Niedergang, «sein langes Martyrium» (nochmals Zola).
Ein Schweizer Zeuge liefert uns ein undramatischeres Bild des Exilierten, eines «friedlichen Malers und Philosophen, der inmitten seiner Kunstschätze u nd seiner neuen Werke ein glückliches Leben lebt, indem er den bezaubernden Genfersee betrachtet». Ein anderer, der ihn ebenfalls am See besuchte, erkennt in ihm «den legendären Courbet mit seinem frischen Teint, seinem lebendigen Blick und seinem glorreichen, heiteren Aussehen» wieder.
Dieses Bild möchte die Ausstellung des Musée Rath v ertiefen und erhellen, indem sie zum ersten Mal mehr als 70 Werke vereint, die der Künstler in der Schweiz malte oder in sein Exil mitgenommen hatte. Alle belegen, dass Courbet, gestützt auf seine Vergangenheit als revolutionärer Maler und die von ihm weitergeführten Bildexperimente, trotz sein er juristischen Probleme und einer schwindenden Gesundheit, seine glanzvolle und provozierende Karriere fortzusetzen suchte.
Die Ausstellung, zu der eine gleichzeitige Courbet-Schau in der Fondation Beyeler in Riehen dazukommt, legt den Akzent auf den avantgardistisch en Charakter des Malers und seine Schlüsselrolle in der Kunstgeschichte. Mit provozierenden Bildern, in denen sich die Individualität des Künstlers zu erkennen gibt, kündigt sein Werk die Moderne an... Dank dieser aussergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen der Fondation Beyeler und d em Musée d’art et d’histoire präsentiert sich der Herbst 2014 in der Schweiz als echte «Saison Courbet».

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