Foto: Museum Oberschönenfeld
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Museum Oberschönenfeld

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Oberschönenfeld 4
86459 Gessertshausen
Tel.: 08238 30 010
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Exotik um den Nierentisch - Keramik der 50er Jahre. Die Sammlung Alois Harasko

03.04.2009 - 11.10.2009
Nach den Schrecken und Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs standen die 1950er Jahre unter den Zeichen des Wiederaufbaus und der Wohnraumbeschaffung, aber auch des kalten Kriegs und der Atombombenbedrohung. Heute erinnert man sich besonders gern an Dynamik und Schwung der Wirtschaftswunderzeit: Sie brachten neue Gebrauchsgüter in den Alltag, nachdem die dringendsten Grundbedürfnisse gedeckt worden waren. Nach der „Fresswelle“ und der „Textilwelle“ betraf die dritte Konsumwelle der deutschen Nachkriegszeit Wohnungseinrichtungen und Hausrat. „Alles elektrisch“ war ein Schlagwort der Zeit, und bis Mitte der 1950er Jahre wurde etwa die Hälfte der deutschen Haushalte neu „möbliert“. Auf engstem Wohnraum waren besonders Klappmöbel gefragt. Während die meisten konservative, repräsentative Möbeln kauften, hielt die Moderne Einzug durch Tütenlampen, Kleinmöbel wie Blumenständer und die berühmten „Nierentische“, Heimtextilien und Gebrauchs- und Ziergegenstände. Die enorme Vielfalt der Moderne zeigte sich zuerst in diesen Accessoires: Sie waren beweglich und leicht zu erwerben. Die keramische Industrie erlebte in Deutschland in den 1950er Jahren einen immensen Aufschwung. Zum einen gab es nach dem Krieg einen riesigen Bedarf an Gebrauchsgeschirr, zum anderen erlaubte der neue Wohlstand auch die Beschaffung dekorativer Keramik: Vasen aller Art wurden beliebte Geschenke. Ein großes Angebot an Bowle- und Saftservicen, Rauchersets, Portionsschälchen für Partysalate und Halter für Knabbergebäck, zum Teil in abenteuerlichen Formen, war Ausdruck der neuen Bedeutung von Gastlichkeit und Tischkultur. Reiselust und die Neugier auf Exotisches zeigten Dekore von Wandtellern, Reliefmasken und figürliche Keramik. Asymmetrie wurde zum neuen Prinzip der Gestaltung, und fließende Formen mit moderner, abstrakter Bemalung galten als typisches Merkmal der Zeit. Craqueléglasuren wurden so beliebt, dass sie „aufgedruckt“ wurden, und neue, kräftige Farben kamen auf den Markt. Daneben führten weiterhin beliebte herkömmliche Formen und gegenständliche Dekore, z.B. Gräser, Reiher und Rehe, zu einem fast unüberschaubaren Sortiment. Die von Alois Harasko aus Augsburg mit Leidenschaft zusammengetragene Sammlung umfasst vor allem Zierkeramik aus Steingut und Feinsteinzeug. Im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld bereichert erstmals eine kleine Auswahl zeitgenössischer Keramik aus Bayerisch-Schwaben die Ausstellung. Dazu vermitteln typisches Mobiliar und Filmvorführungen einen spannenden Eindruck in das Lebensgefühl der Zeit.

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