03.04.2009 - 09.08.2009
In den 1820er Jahren begann der europäische Einfluss auf die Bekleidungskultur der hawaiischen Inseln. Die Einheimischen sollten ihre Nacktheit bedecken, weshalb ihnen neuenglische Missionare Hemden und Kleider verordneten. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts chinesische und japanische Einwanderer auf Hawaii mit der Produktion von karierten Arbeitshemden für Plantagenarbeiter begannen, ahnte niemand, dass dies zur Herstellung der bekannten Hawaii-Hemden führen sollte. Die asiatischen Schneider fertigten dann später für ihre Landsleute festtägliche Hemden aus bunten japanischen und chinesischen Seiden.
Mit dem ab den 1920er Jahren einsetzenden Kreuzfahrttourismus mutierte das bunte Hemd zum Souvenirartikel. Eine boomende Textilindustrie entstand. Neben adaptierten traditionellen polynesischen Motiven erschienen Drucke mit touristischen Stereotypen aus Flora und Fauna, dem „paradiesischen Leben“ der Insulaner sowie Surfen und Badeleben. Durch Hollywoodgrößen von Montgomery Clift bis Tom Selleck geadelt, assoziieren Hawaii-Hemden wie kein anderes Kleidungsstück Vorstellungen von Sonne, Strand und exotischer Natur, von Freiheit, Abenteuer und Lebensfreude. Die grellbunten Outfits sind damit ein Ausdruck sehnsuchtsvoller Projektionen westlicher Zivilisation auf vermeintlich paradiesische Natur- und Gesellschaftszustände. Dabei spiegeln die Hemden auch Zeitgeist wider: etwa im Aufgreifen der Pop-Art in den 1960er Jahren oder durch Motive der 1930er Jahre in den nostalgisch gestimmten frühen 1980er Jahren („Retromode“).
Verknüpft mit dem Tourismus, war – und ist immer noch – der Textilsektor auf Hawaii wichtig. Das Angebot umfasste nicht nur die bekannten Hemden: Ebenso wurden Kleider für Touristinnen gefertigt, geprägt in Dekor und Schnitt durch polynesische, chinesische, japanische und europäische Einflüsse. Bade- und Surfkleidung erweiterten das Angebot.
In die BRD kam das Hemd nach dem Zweiten Weltkrieg durch amerikanische Soldaten. Stars wie Elvis Presley („Blue Hawaii“ 1961) machten das Hemd populär, und „Alo ahe“-Schlager bedienten die Sehnsucht nach paradiesischen Zuständen. Selbst in der DDR wurden Hawaii-Hemden gefertigt. Bis heute sind die bunten Hemden an vielen Stränden auch außerhalb Polynesiens beliebt. Vor Ort tragen Einheimische das „Aloha-Shirt“ gerne selbst, auch als Zeichen einer „trans-pazifischen“ Identität.
Die Ausstellung führt durch das bunte Kaleidoskop dieser Mode mit originalen Objekten aus der Sammlung von Andreas Seim, Karlsruhe.