Zeig mir Dein Zimmer und ich sage Dir, wer Du bist! Wohnräume sind keine neutralen Behälter, nicht bloße Kulisse des Lebens. Sie berichten vielsagend vom Selbst- und Weltverständnis ihrer Bewohner. Denn der Mensch schreibt sich dauerhaft in Räume ein und diese wirken zugleich auf ihn zurück. Er lädt Räume mit Bedeutung auf und macht sie damit, einer Visitenkarte gleich, lesbar.
Seit die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts private Innenräume zu einem eigenständigen Thema erhob, stellten sich Künstler die Frage, inwiefern die Bewohner auch in den Dingen präsent sind, die sie in ihren Räumen versammeln.
Die Werke der Ausstellung setzen den Innenraum als eine Art indirektes Porträt ins Bild. Sie befragen das Interieur als Spiegelbild der Seele und zeigen, wie sehr Wohnungseinrichtungen Aufschluss über die Persönlichkeit der dort Wohnenden geben.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler verknüpfen im Interieur kollektive Wohnerfahrungen mit Einblicken in das Innenleben des Künstlers. Sie entwerfen mitunter auch ihr Selbstporträt als Interieur oder Gebäude. Raumgreifende Installationen lassen uns nochmals in die Räume unserer Vergangenheit eintauchen, während der in die Räume der Erinnerung schweifende Kamerablick das „traute Heim“ der Kindheit oder der (Groß)Eltern auslotet.
Im Interieur verdichten sich Biografien sowie soziale und zeitgeschichtliche Phänomene. Wenn das Wohnzimmer aber zum „Wahnzimmer“ wird, das Kinderzimmer beklemmend wie eine Isolationskammer erscheint, entfalten Alltagsgegenstände ein unkontrollierbares Eigenleben und geraten zum Bild der Psyche der Insassen.
Modellhaft und systematisch befragen die ausgestellten Werke das Wechselverhältnis von Wohnraum und Bewohnern in den funktionalisierten Wohnmaschinen des 20. und angehenden 21. Jahrhunderts. Und sie präsentieren die heute konsensfähige Idee vom idealen Heim als Produkt aus dem Werbeprospekt einer schwedischen Möbelfirma.