Erstmals veröffentlichte Fotos des Fotografen Rudolf Jünke geben einen Ausschnitt der sowjetischen Militärpräsenz im heutigen Hohenschönhausen zwischen 1945 und 1948 wieder. Der Fotografenmeister arbeitete im Auftrag der am Obersee einquartierten Angehörigen der Roten Armee. Soldaten und Offiziere kamen in sein Atelier und ließen sich fotografieren. In den Bildern, die der Fotograf über Jahrzehnte aufbewahrte, ist die Zeit vor dem Kalten Krieg eingefangen, in der sich auch das Militär nach Frieden und zivilen Freuden sehnte. Der „Heldenmut“ der Sieger und die „Bedrohung“ der Besiegten sind auf diesen Abbildungen dem Ausdruck menschlicher Normalität gewichen. Der von Hartmut Jünke aufbereitete Nachlass seines Vaters wurde dem Museum Lichtenberg für diese Ausstellung überlassen.
Die Fotografien von Wladimir Borissow wurden bereits 2008 in einer umfassenden Schau gezeigt, die den Blick in eine bisher verborgene und darum geheimnisvolle Welt gewährt. In einer Gastausstellung des Deutsch-Russischen Museums Karlshorst sind nun Teile dieser einzigartigen Sammlung noch einmal sehen. Wie sah es hinter den Fassaden der seit 1947 vom zivilen Leben weitgehend abgeschirmten Kasernenanlagen aus? Was bestimmte den Alltag derer, die im Kalten Krieg mit ihrem Waffenpotenzial Befürchtungen aber auch Ahnungen der Unbesiegbarkeit weckten. Ihre Zurückgezogenheit ließ „die Russen“ umso bedrohlicher erscheinen. Ihr Abzug 1994 offenbarte die Wirklichkeit hinter den Fassaden der militärischen Weltmacht. Relikte fanden sich davon auch in unseren Bezirk. Die von Borissow gesammelten fotografischen Eindrücke offenbaren den kargen Alltag, private Sehnsüchte und das individuelle Gesicht der Angehörigen einer mächtigen militärischen Organisation, die dem Einzelnen keinen Raum lässt. Das Ende des Kalten Krieges weckte, wie vor 69 Jahren des Ende des 2.Weltkrieges, Hoffnungen für eine von Konfrontation und militärischem Zwang freie Zukunft.