Im Museum Kurhaus Kleve wird eine umfassende Werkschau der deutsch-amerikanischen Fotografin Evelyn Hofer (1922-2009) präsentiert, die von einem Kritiker der New York Times als „berühmteste unbekannte Fotografin Amerikas“ bezeichnet wurde. Mit annähernd 200 Arbeiten, die ihre wichtigen Motivgruppen wie die Städteporträts von New York, Washington und Dublin, berührende Künstlerporträts, erlesene Interieurs bis hin zu den existentiell verdichteten Stillleben des Spätwerks umfasst, wird im Museum Kurhaus Kleve ein umfassender Einblick in dieses faszinierende und zum Teil noch neu zu entdeckende Werk ermöglicht.
Begleitet wird die Ausstellung, die in Kooperation mit der „Galerie m Bochum“ und dem „Estate Evelyn Hofer“ entstand und danach noch im Museum Moderner Kunst Passau und in der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, zu sehen sein wird, von einer Publikation des renommierten Steidl Verlags.
Im fotografischen Werk von Evelyn Hofer ist neben der technischen Perfektion vor allem die Intensität hervorzuheben, mit der sie Menschen, Städten und Innenräumen begegnet und sie auf das Wesenhafte hin verdichtet. Bereits bei den urbanen Szenerien New Yorks in den 1960er Jahren meidet sie jegliche (touristische) Schnappschuss-Ästhetik und konzentriert sich auf sorgfältig ausgewählte Ausschnitte der Fassaden, der Blicke der Passanten, der sprechenden Botschaften der allgegenwärtigen Werbung. Es ist eine Art des Sehens, die an Zusammenhängen interessiert ist und soziologische Hintergründe ebenso sichtbar macht wie den vitalen Rhythmus dieser damals noch rauen, noch nicht im Hochglanz-Kommerz erstickten Stadt.
Mit dieser auf Wahrhaftigkeit zielenden Haltung erschließt sie sich fortan all ihre Sujets, unabhängig davon, ob es sich um Auftragsarbeiten für große Magazine oder um freie Projekte handelt. Sie gewährt offene Einblicke in Ateliers und Wohnräume heute weltbekannter Künstler wie Andy Warhol, George Segal, Saul Steinberg oder Balthus, die von großer Nähe zu den Dargestellten zeugen und den Nachgeborenen singuläre Zugänge zu diesen produktiven Heroen eröffnet.
Oder sie nimmt uns mit auf Recherche-Reise zu den Hinterlassenschaften der Schauspielerin Marlene Dietrich, die diese in einem eigens angemieteten Hangar lagerte und die uns wiederum eine reich instrumentierte Geschichte dieses glamourösen Lebens erzählen. Immer verbindet Evelyn Hofer in ihrem Werk die Faszination des Sujets mit der Meisterschaft einer konzentrierten Formauffassung, die sich in den klassisch anmutenden Schwarz-Weiß-Abzügen ebenso niederschlägt wie in den exzeptionellen Farbaufnahmen, deren Magie sonst zu dieser Zeit allenfalls noch William Eggleston erreicht.