Das Museum Junge Kunst zeigte bereits in den Jahren 1991 und 2004 Bilder, Objekte und Installationen von Erika Stürmer-Alex. Jetzt zu ihrem 75. Geburtstag gibt es in der Rathaushalle des Museums die Möglichkeit, sich ihren Collagen, Objekten und Malereien aus den letzten 10 Jahren zu widmen. Die Raummaße des Ausstellungsortes verführen dazu, aus dem stilistisch vielseitigen und inhaltlich vielschichtigen Werk vor allem großformatige Malereien, Collagen und Objekte auszuwählen. Dadurch wird eine Besonderheit ihres Schaffens raumgreifend präsent: Es ist das spielerische Umgehen mit Dekor, Zeichen, Figur und ihre Lust am Erstellen von Bilderfolgen und die damit einhergehenden Variationen des einmal sich gesetzten Formenrahmens. Dafür nutzt sie Fundstücke, Schablonen, Farbwalzen, bedruckte Werbefolien oder Fototapeten. Zudem entdeckte sie in den letzten Jahren ihre Vorliebe für quietschbunte Plastikspielzeuge, für Gerät-schaften aus dem Buddelkasten und vom Baumarkt. Es ergeben sich daraus totemhafte Objektstelen oder verspielte Kombinationen des Heiteren und des Surrealen So scheint die Künstlerin die Paradiespforte zum spielenden Kind gefunden zu haben - aber ihr Empfinden für Proportionen, Rhythmen und Raumbeziehungen gingen dabei nicht verloren. Diese Arbeiten im hochgotischen Festsaal bilden farblich einen starken Kontrast zu den gezeigten Bildern in der davor liegenden Rathaushalle. Hier sind ihre Malgründe (zum Beispiel Dekostoffe, bedruckte Planen oder Banner) oftmals selbst schon mit ihren Mustern und Strukturen Motivgeber und –anreger für das weitere Vorgehen. Florales, Geometrisches, Geomorphes oder Minimalistisches sind farblich anzusiedeln im Bereich von Zwischentönen und feinen Nuancierungen.
Das postmoderne Gleichsetzen von Vorhandenem und Neuem, von Ironischem und Dramatischem klingt dort an Es gelingt ihr eine Bildvorstellung zu verwirklichen, die gerade wieder bei den Jüngeren immer beliebter wird: die Einbeziehung von Formensprachen aus den Bereichen der E- und U-Kultur, das Nebeneinandersetzen von Dekor und Abbildhaften – ohne dass es im Trash oder im Sarkasmus untergeht.
Die Malerin hat seit dem Abschluss ihres Studiums an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, im Jahr 1963, einen künstlerischen Weg zurückgelegt, der sich aus dem Geist der klassischen sowie aus dem der Nachkriegsmoderne und, wohl eher intuitiv, aus dem der Postmoderne speiste. Sie nahm unter anderem Anregungen des deutschen Expressionismus, der Nachkriegsabstraktion und der Pop Art auf. Es entstanden Objekte und Installationen und sie entwarf Performances, nahm an Gruppenarbeiten teil, besetzte mittels ihrer Kunst die Nichtkunsträume in urbanen Peripherien, versinnbildlichte soziale und biografische Spu- ren, nutzte die ästhetischen Prinzipien der medialen Auswahl je nach konzeptioneller Strategie und leitete Workshops. Die Künstlerin war und ist stets daran interessiert, auch zusammen mit anderen Künstlern, den Mythos von einer momentanen Einheit zwischen Kunst und Leben nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.