Am Anfang stand ein Gespräch über Fotografie, über die ersten Gehversuche mit einer Kamera in New York und die erste Anerkennung, als ein Foto dort in einer Galerie gezeigt wurde. Schließlich, da das Museum Industriekultur seit jeher der Fotografie zugeneigt ist, diese sammelt und auch über eine Sammlung historischer Fotoapparate verfügt, kam die Frage, wie es wohl sei, mit einer klassischen, nicht digitalen Kamera zu arbeiten. Die Gedanken führten schließlich dahin, dass die Fotografin vom Museum eine nicht ganz so betagte Kamera der Marke Hasselblad erhielt, um damit in New York zu fotografieren.
Der Wunsch seitens des Museums war es, dort Aufnahmen zum Thema Arbeit zu machen, und zwar davon, „was man im Alltag so sieht.“
Es war schon etwas ganz Besonderes, als die ersten Fotos auf digitalem Wege eintrafen. Kristin Petersmann hatte sich entschlossen, Porträts von Bauarbeitern zu machen, die das Straßenbild in New York mit seinen zahlreichen Baustellen prägten. Das bedeutete: Immer wieder die Annäherung suchen, neben Ablehnung auch Zustimmung zu erfahren und die Bereitschaft, ein wenig innezuhalten.
An einigen Fotografien lässt sich unschwer ablesen, dass die Porträtierten sich regelrecht Zeit genommen haben, um ein Bild von sich machen zu lassen. Mitunter kann man den Gesichtern einen nachgerade würdigen Ernst ablesen, und das Bewusstsein, hier nicht einfach „geknipst“ zu werden.
Auf diese Weise sind zahlreiche Bilder entstanden, von denen nur einige in der Ausstellung gezeigt werden. Die Fotografin hat in verschiedenen New Yorker Stadtteilen gearbeitet und u. a. auch die Baustelle im World Trade Center District aufgesucht. Mit eben dieser Sequenz wird die Ausstellung auch eröffnet, und gleich das erste Foto, ein „Arbeiter mit Axt“, nahezu vermummt durch Bart und Brille, von wuchtiger Gestalt, den der Betrachter beim ersten Hinschauen wohl nicht dem Baugewerbe zuordnen würde, steht beispielhaft für Kristin Petersmanns New Yorker Arbeiterporträts.
Da gibt es den, der gern posiert, den melancholischen oder den Nachdenklichen. Ein schwarzer Bauarbeiter raucht in der Mittagspause seine Zigarre und zeigt eine unerschütterliche Präsenz, die er mit Bestimmtheit auch nach der Aufnahme nicht verliert. Eine Frau, selten in dem von Männern bestimmten Baugewerbe, wirkt so gar nicht verloren und schenkt der Fotografin zudem ein Lächeln. Und neben den zahlreichen Arbeitern mit den kräftigen Unterarmen, steht der eher schmächtige, der mit dem Schild „Slow“ im Getümmel des New Yorker Verkehrs die Autofahrer durch die Baustelle schleust. Alles in Allem: Kristin Petersmann hat in New York fotografiert, „was man sieht.“