17.09.2009 - 01.11.2009
Was kommt dabei heraus, wenn ein Nicht-Sehender seine Umwelt fotografiert?
Dieser Frage gingen der seit Geburt blinde Komponist und Pianist Heinrich Hartl und der Fotograf und Filmemacher Herbert Liedel nach. Sie begaben sich gemeinsam an Orte, die Heinrich Hartl ausgewählt hatte.
Hier fotografierte er mit einer vollautomatischen digitalen Spiegelreflexkamera mit Weitwinkelobjektiv, dessen Erfassungswinkel ungefähr dem Wahrnehmungsbereich des menschlichen Auges entspricht. Dabei leiteten ihn nicht optische Reize, sondern die Wahrnehmungen andere Sinnesorgane: Töne, Gerüche, Tasterlebnisse und intuitive Impulse waren die bestimmenden Kriterien bei den Aufnahmen. Eine Einflussname auf Heinrich Hartl im Moment des Auslösens erfolgte nicht.
So entstanden Bilder, die verblüffende, ungewöhnliche Zusammenhänge zeigen und neue Verbindungen knüpfen. Diese führen uns weg vom ganzheitlichen Sehen, weg vom visuell Definierten, abseits von konventionellen, allgemein verbindlichen Definitionen der Objekte hin zu andersartigen Formen, Flächen, Figuren und Gestalten.
Die Ausstellung im Museum Industriekultur eröffnet den Sehenden ganz unerwartete Perspektiven eines Blickes aus der Dunkelheit.
Für sehbehinderte Besucher werden einige so genannte taktile Reliefs von Fotos erstellt, die mit den Händen ertastet werden können.