Pastellmalerei ist eine Technik, bei der Pigmente auf einen Malgrund (Papier, Pappe, Leinwand) aufgetragen werden. Dabei mischen sich die Möglichkeiten des Zeichnens mit denen der Malerei. Es können reine Pigmente verwendet werden oder, was häufig der Fall ist, runde oder eckige Kreiden bzw. Pastellstifte.
Als Pastell bezeichnet man sowohl das Material als auch das damit hergestellte Bild. Der Begriff leitet sich aus dem italienischen pasta „Teig“ ab. Die Haftung der Pigmente auf dem Papier ist schwach, deshalb sind Pastelle sehr empfindlich. Die Farben werden in staubigen Schichten aufgetragen und mit den Fingern oder speziellen Pinseln verwischt. Um überhaupt eine Haftung zu erzeugen, muss der Malgrund rau sein. Häufig werden speziell für diese Technik entwickelte Büttenpapiere, Passepartout Kartons, handgeschöpftes Naturpapier oder Papiere mit Veloursoberfläche verwendet. Die Papiere sind in verschiedenen Farben erhältlich, da die Farbe des Untergrundes die Bildwirkung beeinflusst. Pastellfarben lassen sich auf dem Papier sehr gut miteinander mischen. So ist es möglich, zarte Farbübergänge und selbstgemischte Farbnuancen zu erzeugen. Ist der Pigmentauftrag zu kräftig, sinkt die Haftung der nachfolgenden Farbaufträge. Mehrere Farbaufträge werden daher nur zart übereinander gelegt.
Geschichtlich betrachtet können die 20.000 Jahre alten Höhlenmalereien als erste Pastellmalerei gelten. Laut Leonardo da Vinci ist die moderne Form der Pastellmalerei eine französische Erfindung. Der Franzose Jean Pérréal brachte ihm im Jahre 1499 „die Kunst des Trockenmalens“ bei. Die älteste Zeichnung, die Spuren von Pastell aufweist, ist ein Porträt der Frau des Louis de Jouvenel, ausgeführt ca. 1465 von Jean Fouquet, einem französischen Maler. Erst im 17. Jahrhundert wurde die Kunst des Pastells durch große Pastellmaler wie Joseph Vivien, Jean Marc Nattier, Charles Antoine Copeyl eine wirkliche Malerei, die bald mit der Ölmalerei konkurrierte.
Im 18. Jahrhundert begann für die Kunst des Pastells ein „Goldenes Zeitalter“ - Könige, Prinzen, der Adel - alle wollten ihr Porträt in Pastellfarben haben. Maurice Quentin de La Tour, Jean-Baptiste Perronneau, Chardin, François Boucher, Greuze, Mesdames Labille-Guiard und Vigée Lebrun brachten die Pastellkunst so weltweit zum Glänzen.
Bedeutende Pastellmaler prägten auch das 19. und 20. Jahrhundert: Degas, Puvis de Chavanne, Toulouse-Lautrec, Hellau, Levy, Mary Cassatt, Albert Besnard, Henry Gervex, Chenet, Guirand de Scévola. Zahlreiche unter ihnen waren Mitglieder der „Société des Pastellistes de France“.
Die zeitgenössische Pastell-Kunst hat sich weiterentwickelt. Pastellmaler verwenden sie heute wie eine echte Malerei. Sie wird auch nicht mehr nur für Porträts, sondern auch für Blumen, Landschaften, Stillleben, Akt und Tiermalerei verwendet.
Beinahe 50 Jahre lang verschwand die Pastellmalerei dann aus der Kunstszene Frankreichs. Sie wurde offiziell von den großen Kunstschulen nicht gelehrt, von den Künstlern vernachlässigt, fehlte bei den nationalen Ausstellungen und in Kunstgalerien, blieb sozusagen unbekannt in der Öffentlichkeit.
Um die Pastellkunst zu retten, haben einige Pastellmaler 1984 die Gesellschaft der Pastellmalerei unter dem Namen, „Société des Pastellistes de France“ (Vereinigung der professionellen Pastellmalerei) wieder ins Leben gerufen. Sie beschloss, sich direkt an das Publikum zu wenden und ihm die Möglichkeit zu geben, die Schönheiten der Pastellkunst neu zu entdecken. Auf Initiative ihres Präsidenten, Jean-Pierre Mérat, begann die Société einen regelrechten „Kreuzzug“, um die Pastellkunst aus dem Vergessen zu holen. 2010 übernahm Liliane Desmarest die Nachfolge als Präsidentin der Société, um die Pastellmalerei weiterhin zu fördern.
Heute kann das Museum im Schafstall Neuenstadt stolz darauf sein, Werke von 19 Pastell-Künstlern aus Frankreich, Singapur, England und den USA zu präsentieren.