Seit dem Aufkommen der Zivilluftfahrt wird die Schweiz aus der Vogelperspektive umfassend dokumentiert. Das Luftbild hat sich tief in das visuelle Gedächtnis der Schweiz eingegraben und ist ein wichtiger Aspekt der Selbstwahrnehmung. In zahllosen Gemeindehäusern und Haushalten hing eine Luftaufnahme des Gemeindegebiets an gut sichtbarer Stelle. Innerhalb dieser kollektiven Bildproduktion konnte die Swissair eine herausragende Stellung einnehmen, indem sie von ihrer Gründung 1931 bis 2001 Luftbilder zum Verkauf anbot.
Den Grundstein legte der Schweizer Flugpionier Walter Mittelholzer (1894–1937), der als gelernter Fotograf und Pilot die Faszinationskraft von Luftbildern kannte und es verstand, ihr ökonomisches Potenzial für seine Fluggesellschaft zu nutzen, die später in der Swissair aufging. Es heisst, die Fotografie sei in den Anfangszeiten gar einträglicher gewesen als die Passagierflüge.
Der Verkauf von Luftbildern blieb so ein dauerhafter Geschäftszweig der Swissair und wurde später mit der Überführung in die eigenständige Tochterfirma Swissair Photo AG gefestigt. In den Anfangszeiten dominierten die Schrägaufnahme von Fabriken, Dörfern und Städten. Aus dieser Zeit ist auch ein für die Industriegeschichte einmaliger Bestand von knapp 2000 Bildern erhalten geblieben, der die aus niedriger Flughöhe aufgenommenen Industriebauten dokumentiert. Ab den 1950er Jahren rückten immer mehr die Senkrechtaufnahmen in den Vordergrund und mit den Vermessungsflügen in den Boomjahren erhielt die Swissair Photo AG ein neues Auftragsfeld. Die zunächst praktizierte Schwarzweissfotografie wurde im Verlauf der 1960er Jahre zunehmend durch die Farbfotografie abgelöst.
Der Bildbestand überzeugt durch den besonderen ästhetischen Reiz dieser Aufnahmen, die uns bis heute zu beeindrucken vermögen. Gleichzeitig dokumentieren die Swissair Luftbilder die Entwicklung des Siedlungsgebietes in der Schweiz vom Ende des 1. Weltkriegs bis zur Jahrtausendwende. Im Sinne einer Langzeitbeobachtung machen diese Bilder die Veränderungen in der Schweiz in den letzten achtzig Jahren nachvollziehbar.
Die Swissair Luftbilder sind heute Teil des Bildarchivs der ETH-Bibliothek, das die archivarische Aufarbeitung und Digitalisierung der rund 135’000 Aufnahmen unternommen hat. Über die Bilderbank «BildarchivOnline» (http://ba.e-pics.ethz.ch) sind viele Aufnahmen heute schon öffentlich zugänglich. Das Museum im Bellpark präsentiert mit «Switzairland» nun erstmals eine Auswahl aus dem digitalisierten Bestand im Rahmen einer Ausstellung. Die Schau vereinigt Originale aus dem Archiv sowie eigens für die Ausstellung hergestellte Neuabzüge der schönsten Aufnahmen. In Videoprojektionen zeigt sie ausserdem die Entwicklung einzelner ausgesuchter Ortschaften auf.