Ein Motto der berüchtigten Zwanziger Jahre lautete: „Genießen, leben, modern sein!” Thematisiert wird die emotional aufgepeitschte Zeit zwischen den beiden Weltkriegen mit ihrer auffallenden Tanzbesessenheit. Varieté und Kabarett bilden Leitbilder einer ganzen Epoche. Nächtliche Glitzerwelt und die künstlerischen Formen des Art Déco gehen eine gegenseitig sich befruchtende Symbiose ein, soziale Schichten durchmischen sich in seltener Eintracht. Alles ist möglich, für jeden einzelnen, im Leben wie in der Kunst. Der Mensch gefällt sich darin, gewagt, rasant und provokant aufzutreten. Die Damen zeigen sich nach Möglichkeit kokett, verführerisch, ja frivol, in jedem Fall aber chic und mondän. Man liebt das Groteske, das Burleske, das Fantastische.
Als Ausdruck der Zwanziger Jahre begegnet uns die Welt des noch jungen „Schlagers”. Diese neue Musikgattung löst sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Operette und macht sich – parallel zum ebenso jungen Medium des Films – überraschend schnell selbständig. Mehr noch als frühe Tonaufnahmen sicherten erhaltene Notenblätter diesem Genre das Überleben. Unverwechselbare Melodien, kombiniert mit durchaus vielschichtigen, in der Regel sogar umwerfend bissigen Texten ließen viele Lieder Teil des allgemeinen kulturellen Gedächtnisses werden. Von ihrem legendären Wortwitz künden allein schon die Titelseiten solcher Notenblätter, unterstützt von einer ausgeprägten graphischen Gestaltung, die in dieser Ausstellung erstmals entsprechend gewürdigt werden soll.
Aus einer Privatsammlung von ca. 2.000 Notenblättern wird eine repräsentative Auswahl zu treffen sein, angefangen mit frühen Beispielen aus dem späten 19. Jahrhundert. Die vom Museum Huelsmann konzipierte Ausstellung umfasst korrespon-dierende Werke aus dem Bereich Kunst und Design, aus Museumsbesitz und in Gestalt weiterer Leihgaben.