1837: eine junge Frau besteigt den Thron, um ein Weltreich zu regieren – in einer Zeit, in der Frauen üblicherweise stickend zu Hause sitzen, die Kinder hüten und auf den Mann warten. Nach Queen Victoria ist eine ganze Epoche benannt, mit der wir Prüderie und Doppelmoral, technischen Fortschritt und das Heimchen am Herd verbinden – es gibt schon Rolltreppen und Telefon, aber nur Männer dürfen zur Wahl gehen und politische Entscheidungen treffen. Die Schwestern Brontë schreiben Romane voller Leidenschaft, aber Radfahren steht unter dem Verdacht, die weibliche Sittsamkeit zu gefährden.
Studierende des Fachbereichs Gestaltung widmeten sich Frauenbildern des 19. Jahrhunderts mit seinen Brüchen und Ambivalenzen. Welche Sehnsüchte schlummerten unter den Stoffmassen der Krinolinenkleider? Wie fühlte sich die häusliche Enge an, während sich die Erde immer schneller zu drehen schien? Welche Rollenstereotype haben sich bis heute erhalten? Textile Skulpturen und opulente Gewänder, Objekte, Handzeichnungen und Druckgraphiken sowie Animationen und Projektionen spüren einem Lebensgefühl nach, das zwischen Resignation und Aufbruch, Hingabe und Selbstverzicht changiert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen und Beschreibungen aller Arbeiten sowie mit Essays zu herausragenden und gescheiterten Frauengestalten und zur Mode im 19. Jahrhundert.