Erich Buchholz (1891-1972) nimmt eine wichtige Sonderstellung in der deutschen Avantgarde ein. Als Maler, Architekt und Grafiker entwarf er eine eigenständige „Raumkunst“, bei der er besonders viel Wert auf die Wirkung von Licht legte. Die Ausstellung widmet sich mit ca. 120 Exponaten erstmals dem Gesamtwerk und zeigt auch die intimen Familienporträts der 1930er und 1940er Jahre, ebenso wie sein Spätwerk aus der Nachkriegszeit.
Im Jahr 2012 ist ein Teil des Buchholz-Nachlasses - mit beein-druckenden 350 Werken - in die Stiftung für Konkrete Kunst und Design eingegangen und wird nun erstmals im Kontext von wei-teren Avantgardekünstlern der Öffentlichkeit präsentiert. Das Werkverzeichnis, das in 10-jähriger Arbeit von Michael Ilk erarbeitet wurde, kann zu diesem Anlass vorgestellt werden.
Gerade Holztafeln, wie sie für den Holzdruck benutzt werden und speziell im Expressionismus beliebt waren, nutzte Buchholz als selbstständige Bildträger. Mit grobem Stichel arbeitete er aus der Platte geometrisch strenge Kompositionen heraus, die er überwiegend in den Farben Schwarz, Rot und Gold zum Leuchten brachte.
Parallel zu den russischen Konstruktivisten erarbeitete er sich ein immer reduzierteres Formenvokabular, mit dem er Flächen modulierte und Plastizität erzeugte. Die Frage des Lichts im Raum und im Bild wurde für Buchholz ein zentrales Thema, dem er in verschiedenen Gattungen und Techniken nachging. Das Gold, das aus der religiösen Malerei metaphorisch aufgeladen ist, interessierte Buchholz auch aus Gründen der Lichtreflexion. Später experimentierte er mit farbigem Glas, Plexi und Bildträgern wie Velours, um Licht ins Kunstwerk zu bringen. Auch seine späten Ölgemälde zeugen von der stetigen Suche, Licht darzustellen.
1922 zog er in Berlin in das Atelier am Herkulesufer 15. Diesen kleinen Raum baute er komplett um und schrieb damit Kunstgeschichte. Alles Unnötige entfernte er oder versteckte es hinter rechtwinkligen Einbauten. Die Wände gestaltete er in den Farben Blau und Grün und brachte darauf streng geometrische Reliefs an. Diesen Raum kannten die wichtigen Künstler und Architekten seiner Zeit, die sich häufig bei Buchholz trafen. Außer der radikalen Ateliergestaltung von Piet Mondrian und den Expe-rimenten von El Lissitzky gab es keinen anderen vergleichbaren Raum. Entsprechend wurde das Atelier von Buchholz von vielen diskutiert und war ein wichtiges Vorbild für eine neue Rauminszenierung.
Die Ausstellung „Erich Buchholz und die Avantgarde“ zeigt herausragende Werke aus jeder dieser unterschiedlichen Schaffensphasen und eröffnet damit zum ersten Mal einen umfassenden Blick auf Buchholz’ facettenreiches Gesamtwerk.