Auf den ersten Blick ungewöhnlich ist das Zusammentreffen der Künstler Richard Müller (1874 Tschirnitz – 1954 Dresden) und Mel Ramos (geb. 1935 Sacramento, Kalifornien, lebt in Oakland, Kalifornien und Horta de San Juan, Spanien). Während Ramos eine sehr eigene Position innerhalb der Pop Art des 20. Jahrhunderts vertritt, ist Müller eine Wiederentdeckung für das breite Publikum. Müller, der als Vorläufer des magischen Realismus oder des Surrealismus bezeichnet wird, arbeitet in altmeisterlich ausformulierten Ölgemälden und Radierungen. Intensiv ist die jahrelange Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper. Die Akte geben sich ein Stelldichein mit Affe, Nasenbär, Gürteltier, Stier oder dem wiederkehrenden Marabu - Motive, die neben ihrer betont naturalistischen Präsenz auch als hintergründige Metaphern ausdeutbar sind. In den Animal Paintings bei Mel Ramos schmiegen sich die Nackten verspielt in die mächtigen Pranken eines Gorillas oder lagern auf dem Rücken eines Nashorns, stets in offensichtlichen erotischen Gestimmtheiten. Das Arrangement von verführerischen Frauen und animalischen Spielgefährten lässt kaum noch an eine historisch motivierte Symbolik denken. Bekannt geworden ist Mel Ramos in den 1960er Jahren durch seine erotisch aufgeladenen Commercial Paintings, in denen er Pin-Ups neben Konsumprodukte wie Coca-Cola Flaschen, Schokoladenriegel oder Zigarren platziert. Auf diese Weise bringt er Werbestrategien in einer Überpointierung auf den Begriff.
Richard Müller war von 1900 bis 1935 an der Dresdner Kunstakademie als Professor für die Zeichenklasse im Grundstudium in prägender Weise tätig. George Grosz gehörte zu seinen bekanntesten Schülern. Nach 1933 spielte Richard Müller eine unrühmliche Rolle im Windschatten der nationalsozialistischen Kulturpolitik. So war er an der Vorbereitung der Ausstellung „Entartete Kunst“ im Lichthof des Neuen Rathauses beteiligt, die als Vorläufer der berüchtigten Ausstellung in München von 1937 gilt. Um diese Problematik zu thematisieren, werden in einem Raum Werke der von Müller 1933 verfemten Künstler wie Otto Dix, George Grosz, Conrad Felixmüller, Emil Nolde, Ernst-Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff präsentiert. 1935 wurde Müller u.a. aufgrund seiner als obszön empfundenen weiblichen Aktdarstellungen vom dem Amt des Rektors suspendiert.