Museum Bruder Klaus

Angelica Caviezel (1931 bis 1988) leitete von 1967 bis 1988 die Textilabteilung an der Schule für Gestaltung Luzern. Viele bedeutende Gestalterinnen und einzelne Gestalter gingen durch ihre Schule oder unterrichteten an ihrer Abteilung. Unter ihrer Leitung wandelte sich die Textilfachklasse und öffnete sich, weg von den Paramenten, hin zu Design, zur Gestaltung zeitgenössischer Textilien unter dem Einsatz von modernsten industriellen Methoden. Daneben war ihr die Weiterentwicklung traditioneller Formen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig. Ausgewählte Arbeiten von Angelica Caviezell und aus ihrem Umfeld stehen für die damalige Umbruchzeit. Beispiele des freien oder angewandten Schaffens ehemaliger Absolventen und Dozenten der Textilabteilung zeigen die breite Auffächerung, die durch diese Grundausbildung ermöglicht wurde.
Heini Gut war einer der wenigen männlichen Absolventen der Textilabteilung. Er verwebt Texte und gestaltet mit ihnen Wandobjekte. Barbara Gut verwendet für ihre Objekte und Bildwerke verschiedene, auch textile Materialien. Die Obwaldnerin Gabriela Staub Haas und die Luzerner Galeristin und Künstlerin in Goldingen BE Verena Renggli pflegen eine Malerei mit weicher stofflicher Textur. Annemie Lieder aus Sins AG lässt sich von Spitzen zu Zeichnungen und Aquarellen inspirieren und ist seit 1997 Kostümbildnerin am Kinder- und Jugendtheater Zug. Luzia Güller und Ruth Nussbaumer sind in der Paramentenwerkstatt des Klosters Eschenbach LU tätig. Ihre Spezialität ist das Bemalen der seidenen Kettfäden vor dem Weben. Die Luzernerin Gabie Hugener thematisiert in einer Installation mit indischen Aussteuersäcken ihre Vermittlungstätigkeit zwischen den Kulturen.
Der ehemalige Lehrer an der Textilabteilung, Bruno Gentinetta in Mettmenstetten ZH, schafft mehrfarbige Holzschnittunikate, die von einem Drahtgittergewebe ausgehen. Die Zürcherin Inez Züst war Dozentin und Textilentwerferin und arbeitet als freie Künstlerin mit textilen Techniken. Godi Hofmann, 2011 in Luzern gestorben, unterrichtete Kostümzeichnen und schuf selbst Beispiele dafür. Die Stanserin Irène Stöckli ist Kostümbildnerin und zeigt Kreationen aus einem aktuellen Theaterprojekt, in Szene gesetzt von Bühnenbildner Adrian Hossli. Pia Filliger-Noltes Kleider fanden Beachtung. Die Textilgestalterin, die bis zu ihrem Tod 2011 in Deutschland lebte, erhielt einen Werkbeitrag von Kanton und Stadt Luzern, den Staatspreis des Landes NRW für Kunsthandwerk und den Bochumer Designpreis. Im Museumsshop werden Foulards der Luzernerin Rita Meier-Hollenstein in Seidenmalerei angeboten. Catrin Krüger, die Initiantin dieser Hommage an Angelica Caviezel, führte in Luzern bis 2012 Pura Luna, Kunst und Kleider. Hier gestalteten Künstlerinnen die Schaufenster, so Monika Gasser mit einem Lichtobjekt zu einem Gedicht von Leonor Gnos.
Die Schau im Museum Bruder Klaus Sachseln schlägt in der freien Kunst den Bogen von Zeichnung und Grafik über Malerei zu Installation. Im Bereich der Textilgestaltung zeigt sie ein Spektrum von Webereien für den sakralen Gebrauch über Theaterkostüme bis zu Kleiderunikaten. Sie erinnert an die Aufbruchstimmung an der Textilabteilung der damaligen Kunstgewerbeschule Luzern und verfolgt bis in die Gegenwart, was daraus geworden ist. Aktuelle Arbeiten belegen, dass das Netz, an dem Angelica Caviezel wob, noch heute trägt.