Das Brüechli der Innerrhoder Frauentrachten ist ein dekorativer Blickfang. Dieses spezielle Trachtenteil - ein über das Dekolleté verlängertes Göller - hat sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts herausgebildet. Das augenfällige und gleichzeitig verhüllende Schmuckstück übernahm die Funktion von Schulter- und Halstüchern.
Blickt man auf die rund 200-jährige Trachtengeschichte zurück, stellt man fest, dass sich im 19. Jahrhundert die einzelnen Trachtenteile und somit auch das Brüechli mit der Mode entwickelten. So waren bis um 1865 weisse Brüechli aus Leinen oder Musselin modern, oft mit einem gefältelten Kragen ergänzt. Parallel dazu kamen seidige einfarbige, selten auch gewagt gemusterte Brüechli mit feinen Biesen, bunten Litzen und gesmokten Einsätzen auf. Als sich um 1880 die Modefarbe Schwarz durchsetzte, trugen Trachtenfrauen Brüechli aus edlen schwarzen Seidentaft- und Damaststoffen. Gleichzeitig kam das Besticken mit Perlen, Pailletten und Goldfäden in Mode. Die heute noch getragenen farbigen und reich bestickten Brüechli entstanden um 1900 und haben sich seither nur wenig verändert. Einzig während den 1930er und 1940er Jahren glaubten heimatschützerische Kreise, das aufwändig verzierte Trachtenschmuckstück durch schlichte Varianten ersetzen zu müssen.