Der Münsteraner Michael Rickert (*1953 in Wickede) ist Künstler und Kunsterzieher. 1973 gehörte er zu den ersten Studenten, die an der heutigen Kunstakademie Münster – damals noch Institut für Kunsterzieher der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf – ihr Studium begannen. Ungewöhnlich genug: Er suchte sich nicht nur einen Professor, sondern durchlief die Klassen gleich dreier ebenso namhafter wie richtungsweisender Künstler-Professoren: Udo Scheel (bis 2005 Rektor der Münsteraner Akademie), Norbert Tadeusz und Jochen Zellmann. Rickerts Biografie weist ihn als vielgefragten Referenten aus, aber eben auch als Pädagogen. Seit 1982 unterrichtet er als Kunsterzieher am Bischöflichen Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Münster-Hiltrup. Die Klaviatur seiner Betätigungsfelder ist nahezu unerschöpflich, hat er sich doch wegen seiner vielfältigen Ausdrucksformen, in denen er aktiv ist, den Ruf eines künstlerischen Tausendsassas erworben: So ist er nicht nur Maler, Zeichner und Grafiker, er ist auch tätig als Fotograf, als Filmemacher und tritt als Performance-Künstler in Erscheinung. Seine Erzeugnisse lassen sich nicht mit einem künstlerischen Etikett versehen: Figürliches reiht sich ebenso selbstverständlich neben Abstraktes, der Betrachter findet im umfangreichen Œuvre Architekturvisionen mit teils regionalen Bezügen ebenso wie Landschaftsdarstellungen und Naturstudien.
Ein wichtiges Charakteristikum seiner Kunst, gleich welchen Genres, ist seine nahezu unerschöpfliche Experimentierfreudigkeit Farbe und Pinsel, die klassischen Insignien des Malers, genügen ihm selten. So darf auch schon mal ein Heißluftgebläse zum Einsatz kommen, um etwa die Strukturen des Gemäldes zu verändern oder er webt alte Münzen sowie die sterblichen Überreste von Vögeln in seinen Bilderkosmos ein. Als großes Vorbild führt er neben Ernst-Ludwig Kirchner und Joseph Beuys den surrealistischen Maler und Poeten Max Ernst an, der seinerseits mit der Erfindung der Grattage, der Frottage und des Dripping die Kunstwelt revolutionierte. “Entscheidend ist für mich aber nicht die Maltechnik, sondern die Fähigkeit, zu sehen und das Gesehene sichtbar zu machen,” erläutert Michael Rickert selbst. Und so zirkulieren seine Arbeiten, gleich welcher Technik, beständig um den Aspekt der Wahrnehmung, geht es ihm um Verbergen und Sichtbarmachen – sowohl in handwerklich-technischer wie auch in inhaltlicher Hinsicht. Der Akt des Schaffens an sich, aber auch das Element des Zufalls spielt eine große Rolle: Nicht umsonst spricht der Künstler von „Zuständen“ seiner Bilder (man denke etwa an jene Zustandsdrucke, die Pablo Picasso der künstlerischen Lithografie zu entlocken wusste), die letztlich den Entstehungsprozess eines Kunstwerkes dokumentieren. “Kunst muss man jeden Tag neu erfinden”, lautet denn auch sein Credo.