Die monumentalen Bronzeskulpturen von Stella Hamberg sind einer breiten Öffentlichkeit erstmalig durch die Aufstellung aus der Serie der „Berserker“ im Lichthof des neu eröffneten Albertinum in Dresden bekannt geworden.
Stella Hamberg, geb. 1975, hat ihr Studium 1998 in Dresden bei Martin Honert begonnen und dort 2004 ihr Diplom gemacht. Sie lebt und arbeitet heute in Berlin. Im Jahr 2000 erhielt sie den Förderpreis der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, 2001 gewann sie den Skulpturenwettbewerb in Dresden, 2006 folgte das renommierte Karl-Schmidt-Rottluff- Stipendium.
Die Ausstellung im Mönchehaus Museum ist ihre erste museale Einzelpräsentation. Für die Ausstellung hat die Künstlerin ein Gesamtkonzept entwickelt, das neue Fotoarbeiten beinhaltet.
In der Eingangshalle des Museums steht eine Figur aus der Serie der „Berserker“. Als Berserker wird – nach mittelalterlichen Quellen – ein im Rausch Kämpfender bezeichnet, der keine Wunden oder Schmerzen mehr wahrnimmt. Stella Hamberg interessierte sich für dieses Thema, weil Berserker für sie Legende und Wirklichkeit zugleich sind: „Es geht schließlich um den tobenden Wahnsinn, der in uns wacht. Um die Suche nach dem Ausnahmezustand und dem Willen, Grenzen zu sprengen… Der Begriff Berserker birgt sowohl dassinnlose wie funktionalisierbare Wüten, als auch die Fähigkeit, sich für etwas aufzugeben, für etwas zu kämpfen.“ (Stella Hamberg).
Die größtenteils bewegte Oberfläche der Skulptur mit tiefen Kerben, Furchen und Schrunden legt den Entstehungsprozess offen. Ihr stehen einzelne, minutiös ausgearbeitete Partien wie z. B. Hände oder Unterarmpartien entgegen. Der in sich gekehrte, nachdenkliche Blick konterkariert die Überwältigungsstrategie der monumentalen Figur.
Die Berliner Bildhauerin fertigt ihre Skulpturen ohne detaillierte Formentscheidung im offenen Arbeitsprozess: „Immer wieder suche ich gerade das Unberechenbare. Binde Materialzufälligkeiten ein, lasse den spontanen Duktus zu, kläre und verunkläre immer wieder, bis das Bild seinen Mythos findet… [Ich bin] von der Idee der Alchemie fasziniert. Im Dreck wühlen, in der Ursubstanz…, bis etwas Neues daraus entsteht.“
Diese Suche nach etwas Neuem illustrieren ihre aktuellen Fotoarbeiten. Festgehalten ist hier der künstlerische Schöpfungsprozess und -mythos aus einer Art Ursubstanz (Gips), ohne Anfang und Ende. So lautet der von Stella Hamberg gewählte Titel der Ausstellung „Creature“. Die Aufnahmen entstanden mit selbstauslösender Kamera während der Arbeit im Studio.
Die neuen Bronzearbeiten aus der Serie „Ghost Light“ (2010) sind sehr viel stärker in sich gekehrt als die monumentalen „Berserker“. Bei allen Figuren spielt der Blick in Bezug auf den Betrachter eine besondere Rolle. In ihrer Wucht und kraftvollen Dynamik verkörpern Stella Hambergs Skulpturen eine einzigartige, weibliche Bildhauerposition.