27.01.2008 - 26.10.2008
Die spektakuläre Ausstellung „China: Past, Present & Future“ mit den großformatigen Fotoarbeiten des Pekinger Shootingstars Wang Qingsong und den chinesischen Terrekotten von der Biennale in Venedig in der MEWO Kunsthalle Memmingen ging nach einer Verlängerung am Sonntag, 2. Dezember 2007 endgültig zu Ende.
Als nächstes Projekt zeigt das Haus, das sich in den gut zwei Jahren seit seinem Bestehen besonders durch seine eigenwilligen Präsentationen einen guten Ruf erworben hat, die Fotografien des mecklenburgischen Barons Wilhelm von Gloeden (1856-1931) aus der Sammlung Heinz-Peter Barandun in Zürich. Es ist die weltweit größte Sammlung von Werken dieses Pioniers der künstlerischen Aktfotografie und sie wird in Memmingen, begleitet von einem prächtig gestalteten Bildband mit gut 800 Werken, zum ersten Mal im großen Stil präsentiert. Die Verfasser des Bildbandes, der Fotohistoriker Dr. Fritz Franz Vogel aus Zürich und der Leiter der MEWO Kunsthalle Memmingen, der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Joseph Kiermeier-Debre, sind auch als Kuratoren für die Ausstellung verantwortlich, in der sie etwa 400 Arbeiten Gloedens zeigen.
Die arkadische Situation, in der Gloeden ab etwa 1880 in Taormina neben Landschaften Tausende von Aktstudien schuf, versucht die Ausstellung auf ihre Art einzufangen. Zunächst empfängt den Besucher das Panorama Taorminas und des dortigen griechischen Theaters, in dem die klassizistischen Vorbilder des Künstlers eingestellt sind. In deren Mittelpunkt steht der Apollo von Belvedere, an dem Johann Joachim Winckelmann sein Schönheitsideal entwickelt hat.
Erst dann gibt die Ausstellung den Blick frei auf die diesem homoerotisch inspirierten Ideal verpflichteten Bilder Gloedens, die ihr Thema – eine pubertätsspezifische Homoerotik zumeist unbekleideter junger Männer in erstaunlich freiem Umgang mit ihrem Körper – mit lebenslang nie ermüdender fotografischer Neugier verfolgen. In diesen Bildern verwandelte und veredelte der Künstler mit viel inszenatorischem Geschick und Stilisierung die sizilianischen Bauernjungen zu arkadischen Schäfern und – Anstoß geschieht oder geschieht nicht! – mitunter zu umstrittenen Schönheiten.