06.10.2012 - 17.02.2013
Der Maler Felix Furtwängler hat sich seit dem Ende der 70er Jahre auch einen Namen als Graphiker und Buchkünstler gemacht. Als enorm produktiver, nie in Routine verharrender Künstler schuf er über drei Jahrzehnte ein umfangreiches Werk an Malerbüchern und Buchobjekten. Weniger bekannt ist, dass Furtwängler seit Mitte der 70er Jahre, bis zum Ende seiner Studienzeit 1982, als Meisterschüler bei Gerhart Bergmann an der Hdk Berlin bereits bedeutende Radierfolgen und Suiten schuf, von welchen die allermeisten nie gedruckt worden sind. 1998 begann der Künstler, die ungedruckten Folgen aufzuarbeiten und weiterzuentwickeln.
Die Radierfolgen nehmen innerhalb des gesamten Oeuvres eine eigenständige Position ein. Viele der Radierungen fügen sich zu einem bildhaften Aufbau und zeugen von einer sehr malerischen Auffassung. Die Radierungen druckt Furtwängler entweder alleine in seinem ländlichen Studio oder mit weiteren Druckern zusammen in einer Berliner Radierwerkstatt. So gesehen handelt es sich bei den Arbeiten um Künstlergraphik.
Etwa die Hälfte der Radierfolgen besteht aus Farbradierungen, vom klassischen 3-Farbendruck, Gelb, Rot und Blau, nass in nass gedruckt, dem Druck à la poupée, d. h. dem Einfärben mehrerer Farben auf einer Platte, und dies als Druck von mehreren Platten, bis hin zu selbst weiterentwickelten Ätzverfahren in der Wirkung einer Heliogravure. Ein Teil der Folgen wird durch Gedichte begleitet, wobei Furtwängler hier in nicht unerheblichem Maße als Verfasser eigener Texte und als Typograph in Erscheinung tritt.
Dem graphischen Werk werden in der Memminger Ausstellung die Malerei und Arbeiten auf Papier zur Seite gestellt. Dabei zeigt die Kombination der beiden Schaffensbereiche eindringliche Bezüge zwischen dem bildhaften Aufbau und malerischen Duktus der Druckgraphik und den Kompositionen der Gemälde. Die Bildschöpfungen von Felix Martin Furtwängler gewinnen ihre ästhetische Anziehung durch die Wirkung von Form und Struktur, mit ihren existentiellen Ernst haben sie aber auch Teil an der Erkenntnisfunktion von Kunst und ihrer Mission das Leben zu deuten.