Anlässlich der Verleihung des „Memminger Friedenspreises 1525“ an die junge pakistanische Feministin und Bildungsaktivistin Malala Yousafzai im Dezember 2013 präsentiert die MEWO Kunsthalle Arbeiten von Künstlerinnen aus Pakistan, Afghanistan, aus dem Iran und dem Libanon in der Ausstellung ‚Dass ich den Mond sähe im Schlaf ...’.
Unser Bild von den Ländern und Menschen des Nahen und Mittleren Ostens nährt sich aus aktuellen Berichten über kriegerische Auseinandersetzungen, Terroranschläge und religiösen Fanatismus ebenso wie aus literarischen Beschreibungen – wie den Märchen aus Tausendundeiner Nacht und den Erfindungen eines geheimnisvollen Orients durch Karl May und andere. Mit der alltäglichen Lebenswirklichkeit haben diese Bilder kaum etwas gemein.
Künstlerische Arbeit und besonders die kritische künstlerische Auseinandersetzung ist in diesen Krisengebieten kaum vorstellbar. Die hier ausstellenden Künstlerinnen beweisen jedoch, dass selbst in totalitär regierten Staaten noch eine Reflektion über das Leben und die Kunst möglich ist, selbst wenn diese der Doktrin entgegen steht. Die Arbeiten in dieser Ausstellung kommentieren die politische Lage, sie üben Kritik und vermitteln so einen ganzen anderen Aspekt feministischer Kultur im Orient.
Wer sich selbst und andere kennt, Wird auch hier erkennen: Orient und Okzident Sind nicht mehr zu trennen. Johann Wolfgang von Goethe West-östlicher Divan, 1819
In einer Zeremonie am 7. Dezember 2013 ist der pakistanischen Bildungsaktivistin Malala Yousafzai in Oxford durch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger der „Memminger Freiheitspreis 1525“ verliehen worden.
Malala Yousafzai wurde der Weltöffentlichkeit bekannt, als sie in einem Internetblog – den sie als Elfjährige im Jahr 2008 begann – den Alltag im pakistanischen Swat-Tal dokumentierte und darin vor allem die Unterdrückung von Frauen und Mädchen beschrieb. Seit der Machtübernahme der Taliban in der Heimatregion Malalas durften dort 50.000 Mädchen die Schule nicht mehr besuchen, Schulgebäude wurden gesprengt.
Mit ihren Anklagen gegen das Schulverbot wurde sie zu einem globalen Symbol für die Forderung nach einem ungehinderten Zugang von Frauen und Mädchen zu Bildung und Erziehung. Dass dabei Religiosität und Freiheitsrechte keinen Widerspruch darstellen, ist durch das Wirken Malalas, die ihren Glauben auch gegen jeden fundamentalistischen Rigorismus verteidigt, für alle Menschen erfahrbar geworden.
Im Oktober 2012 wurde Malala Yousafzai in einem Schulbus Opfer eines grausamen Anschlags. Das Attentat löste weltweit Empörung aus. US-Präsident Barack Obama, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die EU-Außenministerin Catherine Ashton äußerten ihr Entsetzen über die Tat. Mit schweren Verletzungen überlebte sie einen Kopfschuss durch Taliban-Kämpfer. Sie wurde in Großbritannien behandelt und lebt heute mit ihrer Familie in Birmingham.
Oberbürgermeister Holzinger würdige in seiner Ansprache den Mut und die Entschlossenheit, mit der Malala Yousafzai sich für das Recht auf Bildung für Mädchen und Frauen einsetzt. Mit ihrem Ziel, jedem Kind den Zugang zu Wissen und Bildung zu ermöglichen, sei der weltumspannenden Ursache von Armut, Gewalt und Chancenlosigkeit ein mächtiger Gegner entstanden. Dr. Holzinger erinnerte an die Bedeutung der in Memmingen 1525 verabschiedeten Zwölf Bauernartikel und zog Parallelen zwischen dem Freiheitskampf der unterdrückten Bauern und dem Recht auf Bildung und Teilhabe aller Kinder auf dieser Welt.
Lasst uns einen weltweiten Kampf gegen Analphabetismus, Armut und Terrorismus wagen. Lasst uns dazu unsere Bücher und Stifte zur Hand nehmen, sie sind unsere stärksten Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern. Bildung ist die einzige Lösung. Bildung ist der Anfang. Malala Yousafzai