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Marburger Kunstverein


Gerhard-Jahn-Platz 5
35037 Marburg
Tel.: 06421 25 88 2
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-17.00 Uhr
Mi 11.00-20.00 Uhr

Gruppenausstellung: Hamlet Syndrom: Schädelstätten

23.09.2011 - 10.11.2011
Es herrscht Totenkopf-Konjunktur: Schädel, wohin man schaut. Einst als letztes menschliches Überbleibsel zum erhabenen Symbol von Vergänglichkeit stilisiert, ist der Totenkopf heute einer umfassenden kommerziellen Resteverwertung anheim gefallen: zum Ornament verschlissen, deformiert zum Nippes, omnipräsent im Kleidungsverhalten von Prominenten und Underdogs, als Standard-Requisit geschätzt von Affirmativen wie Widerständlern jeglicher Couleur. Doch das in den Bildwelten der Warenästhetik und Populärkultur zu Tode reproduzierte Zeichen erfährt im Rahmen der bildenden Kunst eine gänzlich andere Wertschätzung. Vanitas lebt! Es wimmelt von Schädeln auch und gerade in der Gegenwartskunst. Der Marburger Kunstverein will mit der thematischen Ausstellung "Hamlet Syndrom" Möglichkeiten zeigen, eine vielfältig ausdifferenzierte Totenkopf-Ikonografie als Instrument zeitgemäßer Bildaussagen zu nutzen. Die international besetzte Werkzusammenstellung (Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz) hört auf die widersprüchlichen Botschaften der Schädel. Sie versammelt facettenreiche Deutungsangebote, in denen sich Künstlerinnen und Künstler heute mit dem "knöchern Grauen" (G. Trakl) befassen. In Einzelarbeiten und Werkgruppen sind unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung mit einem denkwürdigen Objekt zu sehen: zeitgemäße Bildkommentare zwischen schwergewichtiger Symbolik und ironischem Zitat, drastischem Realismus und rätselhaftem Surrealismus, naturalistischem Objektstudium und expressiver Interpretation. Schädelstätte Kunstverein: Mit ihrer Auswahl von Malerei, Grafik, Plastik, Fotografie und Installation bietet die Ausstellung exemplarische Einblicke in die Bandbreite einer intensiven künstlerischen Praxis, in der das dauerhafte Zeichen des Vergänglichen als zentrales Thema oder als hintergründige Komponente eines Bildentwurfs zum Einsatz kommt: Vom tragischen memento mori als Fortschreibung der Stillleben-Tradition bis zu naturwissenschaftlichen Reflexionen, vom flächendeckenden Motiv bis zur beiläufigen Signatur, vom spielerisch eingesetzten Element bis zur kalkulierten Respektlosigkeit reichen die künstlerischen Antworten auf die Fragen um Sein oder Nichtsein. Im Zentrum der Schau steht Josefh Dellegs ausgreifende Installation "Das Lager". Mit ihr lotet der Künstler den Assoziationsrahmen zwischen Katakombe und Depot, Archiv und Gedenkort vieldeutig aus. Die im Jonas Verlag erscheinende Begleitpublikation erweitert das Ausstellungsthema und stellt die Exponate in einen übergreifenden kulturgeschichtlichen Zusammenhang.

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