Kunstvolle Formgebung und handwerklich perfekte Dekore kennzeichnen die Gläser der venezianischen Insel Murano. Über viele Jahrhunderte waren die muraneser Glashütten berühmt für ihre exquisiten Zier-und Gebrauchsgläser, die weltweit vertrieben wurden. Jetzt kommt die Glaskunst aus Venedig an die Weser.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts drohte die Tradition der Muraneser Glasproduktion aufgrund politischer Umwälzungen abzubrechen. Um 1860 jedoch setzte ein neuer Aufschwung ein: Die Glasmacher schufen Formen, die sich an den historischen Vorbildern orientierten, und übertrafen die alten Gläser bald an technischer Raffinesse. Sie erdachten nicht nur neue Techniken, sondern erfanden außerdem ungewöhnliche Glassätze, die den Wandungen der Gefäße prächtige Farbspiele oder ungewöhnliche Materialeffekte verliehen.
Die Glasobjekte, die in der Ausstellung "L' arte del vetro" zu sehen sind, demonstrieren den Erfindungsreichtum und das technische Vermögen der muraneser Glasmacher, die es ihnen erlaubten, Gläser von außerordentlicher Eleganz anzufertigen. Vertreten sind die charakteristischen Techniken des Fadenglases, die typischen Dekore und Applikationen. Auch von dem Gebrauch der optischen Formen (des baloton oder der mezza stampatura) zeugen zahlreiche Exponate.
Die Farbenpracht der Glasmasse entstand durch die neu entdeckten Glaszusammen-setzungen etwa des calcedonio-Glases. Aber auch neue Verfahren zum Blasen des nur schwer zu verarbeitenden Aventuringlases erlaubten die Herstellung schimmernder Ziergefäße. Selbst das ursprünglich nur dezent farbige, oft weiße Fadenglas zeigte nun ungewöhnliche Pracht. Mit der Ausstellung soll an die technische Meisterleistung erinnert werden, die elegante Glasobjekte hervorbrachte: Sie führte die Insel zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus einer tiefen wirtschaftlichen Krise.