Sean Scully (*1945 in Dublin) prägt wie kaum ein anderer Künstler die Auseinandersetzung mit der abstrakten Malerei der Gegenwart. Erstmals in einer Museumspräsentation werden nun seine figurativen Arbeiten aus der Frühzeit seines Schaffens mit denen seiner abstrakten Werke in Dialog gesetzt.
Während seines Studiums am Croydon College of Art, London, der Newcastle University und der Harvard University, Mass (USA), orientiert er sich stark an der Malerei des Expressionismus, insbesondere der Brücke-Künstler E. L. Kirchner und Schmidt-Rottluff. Die reiche europäische Malerei der Moderne, von van Gogh bis Klee, von Delacroix bis Matisse nimmt er ebenso in sich auf, wie die orientalischen Einflüsse, die er in Marokko Anfang der 1970er Jahre sieht. Sein Studium in Amerika bringt ihm Begegnungen mit den Colorfield-Malern, Ad Reinhard, Agnes Martin, aber auch Frank Stella. Von Figuration und Farbe kommend, leitet er sein Werk konstant in die Abstraktion und vermag fast nahtlos diese Wandlung zu vollziehen, die alle Logik und Radikalitat in sich trägt.
Die Ablösung zur Abstraktion geschieht radikal, analytisch, zunehmend auch mit großer Sinnlichkeit. Seit dieser Zeit modelliert und arbeitet er ausschließlich mit der Farbe, die er ebenso analytisch wie emotional in ihrer semantischen Wechselwirkung begreift. Streifen, mal schmal, mal breit, teils plan aufgetragen, dann wieder mit deutlich spürbarem Pinselduktus aufgebracht, verdichten sich seine abstrakten Kompositionen zu optischen Grenzgängern oder weiten den Blick auf nahezu landschaftliche Assoziationen. Insofern vereinen seine Werke gleichermaßen die europäische wie auch amerikanische Malerei, verankert in einem immer noch virulenten Spannungsfeld von Figuration und Abstraktion.