Die Villenkolonie am Wannsee rühmte sich Anfang des 20. Jahrhunderts, einer der „vornehmsten und ruhigsten Wohnorte in der Nähe Berlins zu sein“. Als der Wannsee aber zum beliebten Ausflugsziel wurde, war es dort mit der Ruhe vorbei: Zu Tausenden strömen die Berliner ins Strandbad und die umliegenden Ausflugslokale. Am 28. Januar 1912 ging deshalb ein 4-seitiger Beschwerdebrief bei der königlichen Regierung in Potsdam ein. In diesem Brief protestierte eine Gruppe von 28 Wannsee-Villenbesitzern – darunter auch Max Liebermann – gegen „ruhestörendes Geräusch“ vom Strandbad und den Ausflugslokalen auf der gegenüberliegenden Wannseeseite. „Die seit einiger Zeit in Beelitzhof und im Familienbade eingerissenen Zustände machen … eine geistige Konzentration oder ein Ausruhen unmöglich“, beschwerten sich Liebermann und seine vornehmen Nachbarn.
Die Ausstellung Streit am Wannsee untersucht den Konflikt zwischen Villenbesitzern und Ausflüglern des Strandbades unter künstlerischem Aspekt. Mit einer Auswahl von Werken, u.a. von Max Liebermann, Philipp Franck, Hugo Vogel, Paul Paeschke und Heinrich Zille werden diese zwei Seiten des Lebens am Wannsee vorgestellt, die unterschiedlicher nicht sein konnten: einerseits der Wannsee als Rückzugsort für die Berliner Oberschicht andererseits als „Badewanne“ für Berliner Arbeiterfamilien.