Die Alchemie eröffnet uns ein faszinierendes Wissensfeld der Theorie und Praxis. Bis heute ist vor allem das Bild der Goldmacherei lebendig geblieben. Alchemie war aber weitaus mehr: Viele ihrer Vertreter fühlten sich von der Aussicht, materielle Reichtümer anzuhäufen, kaum berührt, ging es doch für sie darum, den inneren Aufbau der materiellen Welt zu durchschauen.
Zwei an sich grundverschiedene Konzepte vereinigen sich in der Alchemie: Zum einen ein spekulatives, von Theologie und Philosophie, zuweilen auch von magischem Denken getragene Naturdeutung, in der alle Erscheinungen zugleich Zeichen waren, die miteinander in Beziehung standen und die vom Menschen ehrfürchtig registriert wurden. Und zum anderen ist es das forschende Interesse des Menschen, der mit Beobachtung und Experiment die Beziehungen und materiellen Zusammenhänge der Natur zu ergründen suchte und auf dem die moderne Naturwissenschaft aufbauen konnte.
Wenn es auch nicht gelingen konnte, Blei zu Gold zu veredeln oder die Formel der Unsterblichkeit zu finden, bahnten sich in alchemischen Laboratorien Wege zur Chemie. Die Suche nach dem Stein der Weisen führte in Bergbau, Metallurgie und Töpferei zu praktischen Entdeckungen, die heute noch wirksam sind. Nicht zuletzt aufgrund ihrer bild- und symbolreichen Ausdrucksformen beeinflusste die Alchemie die gesamte europäische Kulturgeschichte.
Die Ausstellung zeigt aus dem reichen Fundus der Herzog August Bibliothek Text- und Bildquellen aus 300 Jahren Alchemiegeschichte: Beginnend mit illuminierten Handschriften aus dem frühen 15. Jahrhundert, endet sie mit dem 18. Jahrhundert, als sich der rationale Zugang zur Welt fest zu etablieren beginnt. Leihgaben aus dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig – Kunstmuseum des Landes Niedersachsen, dem Museum im Schloss der Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, dem Braunschweigischen Landesmuseum, dem Niedersächsischen Landesarchiv – Standort Wolfenbüttel sowie der Abteilung für Wissenschafts- und Pharmaziegeschichte der Technischen Universität Braunschweig bereichern die Ausstellung auf besondere Weise.
In der Halle der Bibliotheca Augusta geben Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts einen Überblick über Konzepte und Phänomene der Alchemie. In der Schatzkammer sind Manuskripte aus dem 15. bis 17. Jahrhundert ausgestellt. Sie dokumentieren den Bildreichtum der handschriftlichen Tradition der Alchemie. Das Kabinett führt mit Handschriften, Drucken und Objekten in das alchemische Laboratorium der frühen Neuzeit und stellt exemplarisch Arbeitsweisen, Orte und in der Alchemie handelnde Personen vor.