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Anne-Mie Van Kerckhoven: Serving Compressed Energy with Vacuum

25.04.2015 - 14.06.2015

Anne-Mie Van Kerckhoven ist eine Künstlerin. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Denn 2009 nahm sie an einer Studie im belgischen Löwen teil, die zweifelsfrei bewies, dass ihr Gehirn anders arbeitet: Sämtliche Areale ihres Hirns leuchten gleichzeitig auf.
Somit hatte sie gar keine andere Wahl, als Künstlerin zu sein. Es ist ein vorprogrammierter Zustand, kein Beruf. Ihre Kunst bildet für Van Kerckhoven seit fast 40 Jahren eine ganz persönliche Überlebensstrategie: Sie fungiert als Filter, der es ihr ermöglicht, die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen, mit denen sie täglich konfrontiert wird, zu verarbeiten und Alternativen zu entwickeln. Daraus ist ein komplexes Konvolut interdisziplinärer Arbeiten entstanden, das jeden Tag weiterwächst.
Zu den Materialien, mit denen Anne-Mie Van Kerckhoven arbeitet, zählen unter anderem 16mm- und Super-8-Filme, Animationen, Collagen, Computergrafiken, Zeichnungen, Installationen, Musik und Ton, Fotografien, Plexiglas und PVC-Bilder, Publikationen, Bühnenbilder, Skulpturen, Siebdrucke, Stoffe, Videos sowie Werke, die mit einem Kopierer angefertigt wurden. An Freunde (und Feinde) faxte sie nach Belieben „Berichte“ mit seriellen Texten und Bildern. Sie verfasste, entwarf und verteilte gedruckte „Betriebsanleitungen“, um ihre Ausstellungen zu erläutern. Außerdem machte sie Video-„Aufzeichnungen“ ihrer Ausstellungen, aus denen später wieder eigenständige Werke wurden. Als Pionierin im Bereich der damals gerade aufkommenden Computertechnologie erweiterte sie Anfang der 1980er Jahre ihre Kenntnisse durch einen Aufenthalt als Artist-in-Residence am Laboratorium für Künstliche Intelligenz in Brüssel. Die Themengebiete, mit denen sie sich beschäftigt, sind schier grenzenlos: Sie reichen von den Gesetzen der Thermodynamik über die Materialität von Kunststoffen bis hin zur Darstellung von Frauen in Softpornos der 1960er Jahre. Dazu kommen mathematische Anordnungen, Codes, Datenbanken, Gleichungen, Ablagesysteme, lexikalische Begriffe, Logarithmen, Schaltpläne und alle möglichen Formen von Systemen. Ebenso finden sich Maschinen, Mandalas, Manuskripte und „Mindmaps“ bei ihr.
Vom 25. April bis zum 14. Juni 2015 präsentiert der Kunstverein München mit der Ausstellung ‚Serving Compressed Energy with Vacuum’ eine umfassende Werkschau der belgischen Künstlerin Anne-Mie Van Kerckhoven mit annähernd 200 Werken aus den Jahren 1975 bis 2015. Damit stellt diese von Chris Fitzpatrick und Anne-Mie Van Kerckhoven gemeinsam kuratierte Schau die umfangreichste Präsentation ihrer Werke dar, die es je gab. Die Arbeiten, von denen viele hier erstmals zu sehen sind, werden nicht chronologisch gehängt, sondern so präsentiert, dass sie ein beziehungsreiches Geflecht bilden. Dadurch vermitteln sie einen Eindruck von Anne-Mie Van Kerckhovens künstlerischer Methodik, in der sich Formen und Ideen zu einem unendlichen Kontinuum verbinden.
Die Ausstellung wird von einer gleichnamigen, 108-seitigen Publikation begleitet, die von Julie Peeters ediert wurde und gemeinsam von Roma Publications und dem Kunstverein München herausgegeben wird. Das Buch versammelt neben reichhaltigem Archivmaterial auch bislang unveröffentlichtes Material in Form von Texten, Grafiken und Dokumenten, die einen Einblick in diese Parallelwelt im Schaffen Van Kerckhovens gewähren.
Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms wird Anne-Mie Van Kerckhoven gemeinsam mit dem Künstler Danny Devos am 28. April 2015 Force Mentalvorstellen, eine Publikationsreihe, die zwischen 1982 und 2006 regelmäßig erschien. Sie enthielt Berichte über die belgische Underground-Musikszene und die Aktivitäten vom Club Moral, einer Noise-Musikgruppe, die nach der Präsentation live auftreten wird.
Die Ausstellung ‚Serving Compressed Energy with Vacuum’ erstellt damit eine Art Röntgenbild über die Arbeit einer Künstlerin – und folgt in Präsentation und Vermittlung doch ganz deren eigenwilliger Grammatik.

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