23.02.2008 - 13.04.2008
Scott King beißt die Hand, die ihn füttert. Seine professionelle Laufbahn startete King zunächst als hoch dekorierter Grafikdesigner, arbeitete unter anderem in den 90er Jahren als Art Director und Creative Director für die Stylemagazine ID und Sleazenation, entwarf unter anderem die Kampagne des Punkimpressarios Malcolm McLaren zu den Londoner Bürgermeisterwahlen sowie zuletzt Plattencover für Pop-Ikonen wie die Pet Shop Boys, Suicide und Morrissey.
Neben seinen kommerziellen Aktivitäten initiierte Scott King auch immer unabhängige Projekte, die sich der ästhetischen Vokabulare der Massenkommunikation bedienten, um sie auf substantieller Ebene zu unterwandern. Am legendärsten dürfte hier die seit 1997 unter dem Pseudonym CRASH! geführte Zusammenarbeit mit dem englischen Historiker Matt Worley sein. Mit der Zeitschrift „Prada Meinhof" etwa brachte CRASH! den Ende der 90er neu aufkommenden Chic modisch entleerter Revolutionsgesten einstmals linker Politik auf den - wiederum mediengerecht verpackten - Punkt. Wenn Politik zur Pose wird, wird die Pose politisch.
Diese Idee einer viralen Ästhetik des Parasitären, die sich der Organe ihres Wirtskörpers bedient, um ihn mit seinen eigenen Mitteln zu Fall zu bringen, bestimmt auch Scott Kings künstlerisches Werk. In der Tradition situationistischer Bildpolitiken und des grafischen Erbes des Punk, almalgamiert er die öffentlich zirkulierenden Zeichen unserer Konsumkultur in bastardisierten Ikonen, die die Krankheit ihrer eigenen Herkunft zelebrieren. Wenn der Gottvater einst feststellte, dass mit der Heraufkunft der kapitalistischen Moderne alles Feste in dünne Luft zerschmilzt, dann wird es jetzt mit Scott Kings "Marxists Disco (cancelled)" lediglich noch einige Grade heißer.
Mit "Marxist Disco (cancelled)" präsentiert der Kunstverein München die erste institutionelle Einzelausstellung des 1969 in Nordengland geborenen Künstlers Scott King.