Bei der Vergabe von Projekten für Kunst im öffentlichen Raum sind es häufig gerade die nicht realisierten Projekte, die Aufschluss darüber geben, wie Kunst in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Auf dieser Beobachtung fußt das Konzept der GruppenausstellungRegenerate Art:Sie zeigt umstrittene, gewagte und gewollt unrealisierbare Vorschläge für Kunst im öffentlichen Raum, die Künstler im Nachhinein in autonome Arbeiten verwandelt oder sogar von vornherein als solche intendiert haben. Aber unabhängig davon, ob sie sich einer Ausschreibung verdanken, aus eigenem Antrieb entstanden sind oder als Satire daherkommen, besteht der gemeinsame Nenner der Projekte in dieser Ausstellung in der Auseinandersetzung mit den komplexen Bedingungen, die bei der Vergabe von Kunst im öffentlichen Raum von einer ganzen Maschinerie in Gang gesetzt werden.
Aus Sicht der Stadtentwickler und Auftraggeber sollen Kunstprojekte bei der Stadtplanung möglichst spät ins Spiel kommen, um entweder zur Wertschöpfung zu dienen, als ästhetische Problemlösung zu fungieren oder zur Aufwertung von Vierteln beizutragen, die saniert werden müssen. Vor diesem Hintergrund zeigt die AusstellungRegenerate Art,wie sich Künstler auf humorvolle oder kritische Weise mit den jeweiligen Bedingungen auseinandersetzen, auf die sie treffen. Dazu zählen insbesondere die Privatisierung des öffentlichen Raums und die Instrumentalisierung von Künstlern durch die ganz eigenen Interessen der Kulturpolitik.
Diesen Ansatz verfolgt die Ausstellung aber nicht über die trockene Präsentation von Archivmaterial und Dokumentationen.Regenerate Artsetzt vielmehr auf das visuelle Moment – etwa in dem großformatigen Architekturmodell, den technischen Zeichnungen und Bildern von Lukas Duwenhöggers Celestial Teapot oder dem jüngst erschienenen bitterbösen Comic Strip Anish & Antony übernehmen Afghanistan von Scott King. Die meisten Arbeiten in der Ausstellung beschäftigt die Frage nach der skulpturalen Form und der Dauerhaftigkeit von Kunst im öffentlichen Raum. Dabei wird deutlich, wie sich die jeweilige künstlerische Position mit dem Thema der „Regeneration“ auseinandersetzt, die den städtischen Raum, den Prozess einer kulturellen Heilung oder das Verhältnis zum Körper betreffen kann. So stellt Duwenhöggers ungewöhnlicher Vorschlag für ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen das herkömmliche Verständnis ästhetischer Monumentalität in Frage, und Aleksandra Domanovic’ Filmessay Turbo Sculpture erzählt von einem neueren Phänomen, das sich bei öffentlichen Skulpturen beobachten lässt, die auf dem Balkan in sogenannten post-ideologischen Gesellschaften aufgestellt werden: Sie orientieren sich nunmehr an Vorbildern aus der westlich geprägten Popkultur und verzichten auf die traditionellen heroischen Darstellungen, die früher üblich waren.