Sie gehört zu den fest verankerten Traditionen im Meißner Kulturleben: Die weihnachtliche Jahresendausstellung im Kunstverein Meißen mit ausgesuchten Künstlern aus Meißen und der Umgebung. Der Kunstverein lädt dazu Künstlerinnen und Künstler ein, die in Meißen leben und arbeiten und jene, die in den vergangenen Jahren im Kunstverein Meißen ausgestellt haben. 56 Künstler haben sich nun für die große Gemeinschaftsausstellung angemeldet.
Der Titel der Jahresausstellung 2014 bezieht sich nicht nur karikierend auf den alljährlich stattfindenden weihnachtlichen Einkaufsrausch sondern auch auf eine dicht gedrängte Präsentation aller künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung. Ähnlich wie im Supermarkt schichten sich die Bilder - sortiert nach Technik oder Genre - an den Wänden. Kleine Objekte und Skulpturen lassen sich in einfachen Regalen und auf einem flachen Podest auf dem Boden entdecken.
Der Besucher wird explizit auf den Verkauf der „Ware“ Kunst hingewiesen, indem am Eingang der Ausstellung eine Registrierkasse sowie Einkaufskörbe für den Einkauf bereitstehen. Alle Arbeiten sind mit einem Klebezettel versehen, auf dem neben Titel und Künstlernahmen zuerst der Preis ins Auge fällt.
"20% auf alles, außer Tiernahrung", ist der bekannten Werbeslogan der Baumarktkette Praktiker, die trotz oder vielleicht gerade wegen Ihrer aufdringlichen Werbe- und Rabattstrategie letztes Jahr bankrott gegangen ist.
Sind hier Parallelen zum Kunstmarkt oder zur wirtschaftlichen Situation der Künstler selbst zu ziehen? Dem Kunstmarkt geht es gut. Allen Schilderungen zum Trotz, es komme bald zum Platzen der Kunstmarktblase, werden immer wieder Rekordsummen bei Verkäufen und Auktionen erzielt. Doch die Zahl derer, die davon profitieren ist sehr gering. Die offiziellen Statistiken des Bundesverbandes Bildender Künstler über die wirtschaftliche Situation von Künstlern schlägt andere Töne an: Knapp ein drittel aller Künstler kommt nicht ohne Harz IV, die Unterstützung durch Familienangehörige oder andere Sozialleistungen aus. Gerade mal knapp 20% aller Künstler können Ihr Lebenseinkommen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit erwirtschaften. Der Rest muss sich mit zusätzlichen artfremden Nebenjobs über Wasser halten.
Der Titel der Jahresausstellung macht humoristisch auf diese oft prekäre Situation der Künstler aufmerksam und richtet sich offen und unmissverständlich an alle Ausstellungsbesucher mit der Aufforderung: Kauft mehr Kunst, entflieht dem weihnachtlichen Einkaufsrausch und findet abseits der neusten Flat Screens und iPhones das Besondere, das Einzigartige, das Unmittelbare - Kunst eben!