25.08.2011 - 09.10.2011
In ihren fotografischen Arbeiten setzt sich Natalie Czech mit der wechselseitigen Beziehung von Text und Bild auseinander und geht der Frage nach, inwiefern Worte Bilder evozieren und deuten. Dabei nutzt sie Konzepte von Autorschaft, Subjektivität, Dokumentation und der Produktion von Bedeutungszusammenhängen.
2010 erhielt sie für die fortlaufende Serie Hidden Poems das Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stipendium für zeitgenössische Fotografie. Illustrierte Seiten aus Magazinen, Tageszeitungen oder Bildbänden bilden das Ausgangsmaterial dieser Werkreihe. Natalie Czech hebt einzelne Buchstaben und Worte in den jeweiligen Texten hervor, die ein vormals "verborgenes" Gedicht ergeben. Die Poems stammen u.a. von E.E. Cummings, Jack Kerouac und Ralf Dieter Brinkmann. Wie ein kurzer Gedanke - ein literarischer Schnappschuß - erscheinen sie im Kontext der Seite und erschüttern das "sinnvoll" bestehende, aufeinander abgestimmte Text-Bildgefüge. Es entsteht ein Text im Text, der im Dialog mit den bereits existierenden Bildern und Texten neue Deutungen anregt.
Für die Serie A Small Bouquet, einer Neuproduktion für den Kunstverein Langenhagen, nutzt Natalie Czech das Figurengedicht als Versuch der Verbindung von Schrift und Bild und kehrt den für die Hidden Poems bewährten Prozess des Einschreibens in ein bestehendes Textgefüge um. Das Ausgangsmaterial bilden nicht vorhandene Textfragmente, sondern ein Bildgedicht. Natalie Czech hat für A Small Bouquet sieben Autoren - Andrew Berardini, Julien Bismuth, Maia Gianakos, Leslie-Ann Murray, Mick Peter, Nathania Rubin und Alix Rule - eingeladen, jeweils einen Text zu schreiben, der das gleichnamige Kalligramm des amerikanischen Dichters Frank O'Hara (1926 - 66) enthält. Die Texte entwickeln sich punktgenau um das Kalligramm, betten es im Textfluß ein, lösen jedoch somit seine Bildlichkeit auf. Natalie Czech präsentiert die Texte als Fotografien von Buchseiten und stellt durch Markierung der Worte auf den Fotografien die Bildlichkeit des Kalligramms wieder her.
Natalie Czech (*1976) lebt und arbeitet in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA präsentiert. In diesem Jahr sind ihre Arbeiten u.a. in Ausstellungen im Kunsthaus Bregenz, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen / Schaufenster, Düsseldorf und bei C/O Berlin zu sehen.